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Tagung "Eine (Musik-)Schule für alle" in Neuss

Die Tagung "Eine (Musik-) Schule für alle – Musikalische Bildungsarbeit und Instrumentalunterricht in der Ganztagsschule" stellte am 29. November die Ergebnisse des zweijährigen Forschungsprojektes "Gemeinsam unterwegs – Lernen im instrumentalen Gruppenunterricht" im Romaneum Neuss vor. Der Landesverband der Musikschulen in NRW und die Hochschule für Musik und Tanz Köln präsentierten dabei die neue Website www.instrumentaler-gruppenunterricht.de, die es Interessierten ermöglicht, erprobte Modelle passend zum eigenen Bedarf und zu den eigenen Rahmenbedingungen aufzufinden.

Dazu gehören neue Formen instrumentaler Gruppenarbeit aller Art, die Projektarbeit von Musikschulen ebenso wie Kooperationsmodelle mit allgemein bildenden Schulen. Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW finanzierte das Projekt.

Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf wies in seinem Grußwort auf die Bedeutung der musikalischen Bildung hin. "Unser Ziel ist es deshalb, möglichst vielen Kindern in Nordrhein-Westfalen attraktive Angebote der musikalischen Bildung zu machen. Dabei soll die Kompetenz der Musikschulen stärker genutzt werden", sagte Neuendorf. Das Land unterstütze bereits viele Modellprojekte zur musikalischen Grundbildung. "Wir haben damit eine breite Basis für zukunftsfähige Konzepte musikalischer Bildung in Kooperation von Schulen und Musikschulen gelegt", erklärte der Staatssekretär.

Prof. Dr. Peter Röbke (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien) plädierte in seinem Eröffnungsvortrag für Unterrichtsformen, die eine Lernwelt als soziales System schaffen, in der die Lernenden und die Lehrenden durch individuelle Bezüge miteinander verbunden sind. Anhand der Arbeit des österreichischen Gitarrenlehrers Christian Hauer entwickelte er Umrisse einer „Community of Practice“, die vom Wechselspiel zwischen Oldtimer und Newcomer lebe und in der der Lehrende weniger Instrukteur als der Erfahrenste unter den Musikern sei. Im Vordergrund müssten stets die Lernwelten und Lebenswelten stehen.

Zudem wandte sich Röbke gegen das Bild, dass der Lehrende der Urheber des Lernens sei, und wies darauf hin, wie selten man bei der Befragung eines Künstlers feststelle, dass dieser sein Leben lang systematisch gelernt und geübt habe. Unsystematisches Lernen sei die Regel, woraus Röbke den besonderen Wert einer Kombination von verschiedenen Lernmodellen ableitete.

Damit war er ganz beim zweiten Hauptreferenten des Tages Heinz Geuen,  der als Prorektor der Hochschule für Musik und Tanz Köln auch Teil des Forschungsprojekts „Lernen im instrumentalen Gruppenunterricht“ ist. Auch Geuen sprach sich für eine Vielfalt von Unterrichtsformen im Zuge von Kooperationen aus. Deren Hauptfeld ist in NRW der Offene Ganztag und Geuen konnte anhand einiger Studien nachweisen, dass das System der Ganztagsschule auch in Bezug auf die Musik zu positiven Ergebnissen geführt hat. Gleichzeitig zeige sich aber der Nachmittag der OGS auch als eine Schnittmenge von Defiziten bei den Akteuren Musikschule, Vereine und Schule und werde von diesen oft als ausschließendes System empfunden. Diese Paradoxie zeige, wie wichtig es ist, Regeln für Kooperationen, Mustermodelle, Vernetzungsverstärkungen und neue Inhalte für Aus-, Fort- und Weiterbildung zu finden.

Geuen sieht die Aufgabe der allgemein bildenden Schule im Schaffen eines Raums für musikalische Bildungsangebote. In diesen Raum muss die Schule Drehtürmodelle, in ihre interne Kommunikation die Musikschulkollegen einbeziehen. Die Musikschule hingegen müsse bereit sein für didaktische Innovationen, auch im Unterrichten von heterogenen Gruppen. Und sie müsse alle Bereiche der musikalischen Arbeit in Schulen mitentwickeln.

In einer Podiumsdiskussion versuchten Thomas Baerens (Musikreferatsleiter im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW), Dr. Wilfried Bentges (Leitender Regierungschuldirektor in der Bezirksregierung Düsseldorf), Eva Dämmer (Leiterin der Musikschule Haan), Prof. Dr. Michael Dartsch (Hochschule für Musik Saar), Prof. Dr. Peter Röbke und Antje Weiler (Leiterin der Integrierten Gesamtschule Paffrath) Lösungsansätze für die Probleme von Bildungskooperationen in NRW zu finden. Andreas Genschel (Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen) steuerte sie als Moderator zu den verschiedenen Hürden, unter denen die Vielzahl an neuen Anforderungen, die auf die allgemein bildenden Schulen seit einigen Jahren niedergehen, die größte zu sein scheint.

Stephanie Buyken, Prof. Ursula Schmidt-Laukamp und Prof. Geuen stellten das Forschungsprojekt selbst vor. Matthias Fromageot, Angelika Braumann, Stefan Prophet, Franz Schulte-Huermann, Stephanie Buyken, Johanna Schie, Ursula Schmidt-Laukamp, Frank Eerenstein und Bernd Smalla leiteten Gruppen von Tagungsteilnehmern zu praktischer Gruppenarbeit an und moderierten einen Austausch über Lehrerfahrungen. Für Musik und die Demonstration einer musikalischen Übermittag-Betreuung sorgten Schülerinnen und Schüler der Eduard-Hoffmann-Realschule Bad Salzuflen unter Leitung von Stephan Otters.

Volker Gerland, Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen, kündigte an, dass Verband und Hochschule nicht nur die Website instrumentaler-gruppenunterricht.de stetig weiter entwickeln wollen, sondern auch die Modelle des Unterrichtens selbst und ihre Kombinationsmöglichkeiten vorantreiben möchten. Ein besonderer Dank galt den Organisatorinnen der Tagung, Hedwig Otten und Annegret Schwiening-Scherl.

rvz