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Im Rahmen seiner Mitgliederversammlung am 8. September 2012 in Neuss hat Landesmusikrat beschlossen, den derzeitigen Themenschwerpunkt "Musik und Alter" um ein weiteres Jahr zu verlängern. Der letzte der drei Fachvorträge zu diesem Thema im öffentlichen Teil der Veranstaltung im Neusser Romaneum wies den Weg zu einem noch umzusetzenden Vorhaben:

Michael Söndermann vom Arbeitskreis für Kulturstatistik erläuterte die Datengrundlagen und Zielsetzungen für ein Rechercheprojekt „Alter in Musikerberufen“. Was lässt sich aus den zur Verfügung stehenden statistischen Daten über die Situation von Musikerinnen und Musikern im Alter schließen? Gibt es einen Entwicklungstrend? Söndermann erläuterte die Möglichkeiten einer Zusammenführung von Datenbeständen und verwies auf die Schwierigkeiten, die sich im Spannungsfeld der auf Länder- und Bundesebene erhobenen Daten ergeben. Wie sind harte und weiche Statistik miteinander in Beziehung zu setzen? Was ist von den an die Künstlersozialkasse gemeldeten Daten zu halten? Wie funktionieren die einzelnen Zuordnungen innerhalb der Statistiken – wer wird möglicherweise gar nicht erfasst? Wie setzen sich die Einkommen von Musikerinnen und Musikern zusammen?

Diese und andere Fragen sollen im kommenden Jahr insbesondere mit der Arbeitsgemeinschaft Musik in Beruf, Medien und Wirtschaft im Landesmusikrat weiter diskutiert werden. Dabei geht es auch darum, die statistische Aussage zu hinterfragen, dass Berufsmusiker überdurchschnittlich verdienen. Klafft die Schere zwischen den Gutverdienern und denjenigen in prekären Arbeitsverhältnissen hier besonders weit auseinander?

Den Einstieg in den Fachteil „Musik im Alter“ übernahm die Beisitzerin zum Themenschwerpunkt im Präsidium des Landesmusikrats Frau Prof. Dr. Rosemarie Tüpker, die einen Rückblick auf bisherige Projekte und Aktivitäten gab und die vom Landesmusikrat in Kooperation mit dem Landesverband der Musikschulen in Auftrag gegebene Studie von Heike Maria Deyhle zu Angeboten für Menschen ab 60 Jahren an Musikschulen und Volkshochschulen vorstellte. Anregungen der Befragung seien in die Konzeption der Fachtagung am 30. November in der Landesmusikakademie Heek eingegangen (Programmflyer sowie Studie von Heike M. Deyhle unter www.lmr-nrw.de/servicedownloads/musikalische-bildung/).

Tobias Kranz hat sich in seiner Masterarbeit im Rahmen des Studiengangs Klinische Musiktherapie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit dem Älterwerden im Orchester beschäftigt. Er führte morphologische Tiefeninterviews mit zehn Orchestermusikerinnen und -musikern im Alter zwischen 50 und 60 Jahren aus vier verschiedenen Orchestern. Das Orchester beschrieb er in seiner Struktur als Familie, in der sich die Musiker untereinander als Geschwister begreifen. Wenn die Grenzen des eigenen Körpers und die Unumkehrbarkeit des Alterungsprozesses deutlich würden, kippe das Bild des Traumberufs zu dem eines „gnadenlosen Traumberufs“, denn die Leistungserwartung bleibe dieselbe. Wenn die „fremdbestimmte Leidenschaft“ des Orchestermusikers mit dem Älterwerden nachlasse, biete die Neuorientierung auf Privates, auf Musizieren in Kammermusikensembles oder Engagement im Orchestervorstand einen gewissen Ausgleich. Kranz schloss mit dem Fazit, dass eine Verstärkung von medizinischer und psychologischer Beratung notwendig sei und das Thema des Älterwerdens innerhalb der Orchester enttabuisiert werden müsse.

Der öffentliche Fachteil wurde aus Mitteln des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW gefördert.

(hs)