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Wie das Song Camp NRW die Landesmusikakademie in ein Klanglabor verwandelte

Es war ein Experiment: Vom 22.-25. September zogen sich zehn Pop-Musiker:innen aus allem heraus, fuhren zur Landesmusikakademie nach Heek, an den Rand von NRW und widmeten sich dem Kern jeder Popmusik: dem Song. Vier Tage lang sollte es für alle nur darum gehen, einen einzelnen Song zu schreiben und darüber an der eigenen Entwicklung zu arbeiten. Vier erfahrene Expert*innen standen als Dozent*innen bereit, um diese Entwicklung zu begleiten und dabei zu helfen, neue Perspektiven in Komposition, Sound und Produktion zu gewinnen. 

Das Projektteam von create music NRW hatte für diese Vision das Team der Landesmusikakademie gewinnen können und kurzerhand das Akademie-Gebäude „Alte Schule“ zur Zentrale des Camps ausgebaut. In den ansonsten eher nüchternen Karl-Feldhaus-Saal mit seinem Parkett, den weißen Wänden und dem obligatorischen Flügel in seiner Mitte trugen das Team und in seiner Begleitung zwei Techniker verschiedene Teppiche, Sofas und andere gemütliche Sitzgelegenheiten. Die Landesmusikakademie hatte bereits Bühnenelemente hineingetragen und über das Netzwerk der Landfrauen noch eine zusätzliche Sofa-Landschaft leihen können. Hinzu kam etwas farbige Ausleuchtung und fertig war die Wohnzimmer-Club-Atmosphäre als Pop-Habitat. 

Die Musiker:innen erhielten zudem Rückzugsräume mit allerhand herbeigeholter Technik für ihre individuelle Song-Produktion und experimentierten gemeinsam mit den Dozent*innen mit dem weitreichenden Instrumentarium, das das Musikzentrum der Akademie zu bieten hat. Darüber entstand ein Camp der Neugier auf die Klänge echter Instrumente oder auch der Sounds, die andere Teilnehmer*innen zu erzeugen wussten und alles wurde zu Samples und Bausteinen des eigenen oder zukünftiger Songs. Gearbeitet wurde stets mit Respekt und Wertschätzung auf Augenhöhe und mit reichlich gegenseitiger Unterstützung. Hier ging es um keine kommerzielle Verwertungslogik, es war ein einziger safe space gegenseitiger Unterstützung und nachhaltiger Vernetzung, was gerade für diese Generation so immens wichtig ist, deren Start in die Kreativarbeit durch die Pandemie stark sabotiert worden war und oft zur Vereinzelung führte.

Die vier Tage endeten jeweils nicht mit dem Abend, die Gruppe arbeitete teilweise bis tief in die Nacht, auch wenn von vornherein klar war, dass die hier entstandenen Songs nicht auch noch fertig gemixt und gemastert werden können. Dennoch gab es am Ende eine große Listening-Session mit den jeweiligen Produktionsständen und das Klangspektrum ging von akustisch bis elektronisch, von HipHop bis Psychedelic. Anschließend bekamen fünf Musiker*innen aus der Gruppe auch noch die Möglichkeit, an einem Mentoring-Programm von popNRW teilzunehmen, das am Song Camp NRW anknüpft.

(Carsten Schumacher)

Fotos: Fiona Thiele (1, 2, 3, 4, 6, 7, 8) und Carsten Schumacher (5)

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Mehr als 50 Musiker*innen hatten sich beworben, die Jury entschied, wer mitfahren durfte: Billie Ann, Blue friend, Essow, Fabio D'Ambrosio, Giraselle, Knst, Kyanne, Marysa, Nadia Wardi, Queen Mahoro, Shaeqi, Wolkn

Auf sie warteten als Dozent*innen: Ben Bazzazian (HipHop-Produzent von u.a. Haftbefehl, Kontra K, Apsilon und Grimme-Preisträger), Horst Jesué Wegener (Rapper, Labelbetreiber, Songwriter), Jochen Naaf (Produzent und Songwriter, u.a. Giant Rooks, Bosse), Sophie Chassée (Gitarristin, Bassistin, Songwriterin u.a. AnnenMayKantereit, Blumengarten).  

Das Song Camp NRW gehört zu den Jugendwettbewerben und entstand aus dem bekannten Wettbewerb Rock it.tv, der zuvor von ProKuS e.V. – Initiative muensterbandnetz.de durchgeführt wurde. Da das bisherige Konzept mit dem bestehenden Budget nicht weiter finanzierbar war, wurde der Wettbewerb 2024 an das Team von create music NRW übergeben. Das neue Konzept richtet sich nun bewusst an Solo-Musiker:innen (aller Ausprägungen), um finanzierbar zu bleiben. Da es sich weiter um einen Jugendwettbewerb handelt, muss die in diesem Feld übliche Altersgrenze von 27 Jahren weiter berücksichtigt werden.