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Stellungnahme des Kulturrats NRW und des Landesmusikrats NRW zur „Echo“-Auszeichnung von Farid Bang und Kollegah

Der Kulturrat NRW und der Landesmusikrat NRW nehmen den „Echo“-Preis für Farid Bang und Kollegah u.a. für das Lied „0815“ auf der EP „§185“ aus „Jung Brutal Gutaussehend 3“ in der Kategorie „Hip-Hop / Urban International“ mit Unverständnis zur Kenntnis und begrüßen die Absicht des Bundesverbands Musikindustrie, den Preis neu zu konzipieren. Der Preis  wurde am 12. April übergeben, gekrönt durch einen Live-Auftritt beider Künstler, trotz kritischer Einwände gegen den menschenverachtenden und diffamierenden Text von „0815“, welcher  in der Zeile „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ gipfelt.

Meinungs- und Kunstfreiheit sind schwerwiegende Argumente im Umgang mit künstlerischen Äußerungen. Die Menschenwürde aber ist auch eines. Wir sind der Ansicht, dass mit dem Text, insbesondere mit dieser konkreten Formulierung  und zumal mit der damit verbundenen Kontextualisierung eine Grenze überschritten ist, deren Übertritt nicht zu ertragen und nicht zu rechtfertigen ist:  Es ist nicht hinnehmbar, dass das Andenken von Opfern systematischer Massenvernichtung beschmutzt wird. Ein Mindestmaß an Respekt jedem Menschen gegenüber muss jeder Künstlerin und jedem Künstler abverlangt werden.

Der „Echo“ ist ein Industriepreis, der für den Absatz eines Produkts verliehen wird. Das ist an sich nicht kritikwürdig. Für die Preisvergabe aber wurden offensichtlich bislang ethische und inhaltliche Maßstäbe, die zumindest in Kunst und Kultur selbstverständlich sind, in den Hintergrund gestellt. Auch der Beirat des „Echo“ konnte keine ethische Komponente in das Procedere des Preises einbringen.

Der Kulturrat NRW und der Landesmusikrat begrüßen daher nachdrücklich die Absicht des Bundesverbands Musikindustrie, den Preis grundsätzlich neu zu konzipieren.  Die Auszeichnung hat in ihrer bisherigen Form in einer Gesellschaft, die gleichermaßen der Meinungsfreiheit, der Menschenwürde, der Toleranz und nicht zuletzt dem Gedenken des Holocaust verpflichtet ist, keinen Platz.

Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW

Reinhard Knoll, Präsident des Landesmusikrats NRW