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Liesborner Debut mit der Crème de la Crème aus „Jugend musiziert“

Ein kleiner Bösendorfer, ein ebenso kleines Podium, gerade ausreichend für ein Streichquartett oder eben den Flügel und einen Solisten, etwa einhundert voll besetzte Stühle und an den Wänden exquisite Originalgemälde vornehmlich alter niederländischer Meister, mehr passt nicht in den Barocksaal im Museum Abtei Liesborn, in dem am vergangenen Sonntag das diesjährige „Liesborner Debut“ stattfand. Es war Teil des 44. Kammermusik-Festivals in der Abtei Liesborn und bot, wie schon in vielen Jahren zuvor, Ensemblemusik und solistische Beiträge auf höchsten Niveau. Künstlerischer Leiter und Initiator der Konzerte ist Florian Meyer-Langenfeld aus Essen, selbst langjähriger Juror beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“.

Der musikalische Morgen begann mit dem Klavierduo Marielle Gaßner und Jolanda Both, die unter anderem ein Rondo von Franz Schubert und ein „Concertino über zwei russische Themen“ des weitgehend unbekannten Komponisten Alexander Rosenblatt vortrugen. Überraschend zu hören, wie z.B. das altbekannte „Kalinka“ in allen Farben, auch jazzig-grovenden Klängen, verpackt wurde.

Danach traten David Sarazhynskyi und Noah Reis-Ramma auf, die zunächst Mozarts Violinsonate KV 301 spielten. Sehr fein ziseliert auf der Violine und wunderbar ausgefeilt, besonders in der rechten Hand des Pianisten am nicht unproblematischen Flügel, wurde der Vortrag zu einem der Höhepunkte des Vormittags. Den ersten Satz der c-moll-Sonate von Edvard Grieg hatten die beiden schon im Preisträgerkonzert des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ in Düsseldorf aufgeführt, damals wie auch am Sonntag in Liesborn mit viel Schwung und Elan, was den beiden unter anderem den diesjährigen Sparkassen-Förderpreis eingebracht hat.

Nach der Pause folgten leise Töne: Lotte Nuria Adler erklärte auf Wunsch der leider eher hölzern wirkenden Moderatorin ihr Instrument, die Mandoline. Diese ist gestimmt wie eine Violine, so verwundert es nicht, dass virtuose Mandolinenspielerinnen und -spieler gerne auf die Literatur der Geiger zurückgreifen. Vivaldis „Jahreszeiten“ sind mitunter zu hören, aber eben auch die Partiten und Sonaten für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Der erste Satz aus der Sonate a-moll BWV 1001 gelang Lotte Nuria Adler hervorragend und das von den Klangeffekten der Mandoline überraschte Publikum dankte es mit großem Beifall. Es folgten Originalkompositionen für Mandoline solo von Raffaele Calace und Otto Kälberer, die ihre Wirkung ebenfalls nicht verfehlten.

Der letzte Auftritt der Matinee gebührte Jonathan Volbers aus Münster, der sich für seinen Vortrag auf der Blockflöte zwei der wirklich großen Werke für sein Instrument und Basso continuo ausgesucht hatte: „Exercicii musici“ von Georg Philipp Telemann und eine der Sonaten op. 5 von Arcangelo Corelli. Man weiß nicht, was mehr zu bewundern ist, die Leichtigkeit, mit der teuflisch schnelle Akkordtiraden und Quintfallpassagen vorgetragen wurden oder die ausgefeilte Verzierungstechnik in langsamen Abschnitten.

Professionell begleitet wurde Jonathan Volbers von seinem Bruder Maximilian auf einem ziemlich kleinen Cembalo. Selbst um dieses auf der Bühne zu platzieren, musste in der Pause der Bösendorfer ganz am Rand „geparkt“ werden. Wirklich ein sehr intimer Rahmen, in dem Florian Meyer-Langenfeld Schätze aus der Jugend-musiziert-Welt hebt.

(Michael Bender)