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Landesjugendorchester NRW mit Tschaikowsky im Kindertag der Kölner Philharmonie

„Warum müsst Ihr jetzt noch einmal stimmen?“ fragt Moderator Ralph Caspers den Dirigenten Hannes Krämer auf der Bühne der Kölner Philharmonie. Hannes Krämer erklärt den Effekt der Wärme, den die vielen Besucher im Saal erzeugen, auf die Stimmung der Instrumente. Doch Caspers bleibt gespielt skeptisch. Das wäre doch zu vernachlässigen, wo sie doch alle eben schon gestimmt hätten. „Kann man denn jetzt nicht auch ungestimmt spielen?“ Krämer lässt die Klarinetten den Beginn von Tschaikowskis Fünfter spielen und es klingt gruselig. Der Saal ist von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien bevölkert. Auch wer sich noch nicht in Orchesterklänge eingehört hat, zuckt zusammen bei den Clustern, die die Klarinetten hauchen.

Der Kindertag der Kölner Philharmonie bringt Jahr für Jahr so viele Familien aus der ganzen Region in das Konzerthaus, dass man zuweilen Atembeschwerden zu spüren scheint. An Spiele-Tischen, in Räumen mit kleinen Präsentationen und an Informationsständen lernen Kinder und Jugendliche Formen des musikalischen Arbeitens, Lernens und Experimentierens kennen. Die Rheinische Musikschule präsentiert sich im Foyer mit einem Informationsstand und im benachbarten Filmforum NRW mit Instrumentenvorführungen und musikalischen Darbietungen. Und viele andere Kultureinrichtungen zeigen, dass in Köln für Kinder und Jugendliche viel Musik geboten wird.

Im Konzertsaal spielen Ensembles und Bands: als Höhepunkt gibt das Landesjugendorchester NRW eine öffentliche Probe und als Konzert drei Sätze aus Tschaikowskis fünfter Sinfonie. Im Bühnengespräch befragt Caspers den Dirigenten nach der Arbeit eines solchen Orchesters und den Cellisten Niklas Krug nach der Zusammensetzung dieses Landesjugendensembles. Aus ganz NRW kommen hier begabte Musiker zusammen, in der Regel Preisträger des Landeswettbewerbs Jugend musiziert NRW, um im professionellen Rahmen Orchesterliteratur zu erarbeiten. Ralph Caspers vergleicht das Verfahren des Auswahlorchesters mit den Ligen des Fußballsports, und im Publikum sieht man bedächtig nickende Köpfe.

Dass die Musikerinnen und Musiker dabei sehr viel erreichen, demonstrieren sie mit einer wunderbaren Interpretation der Fünften von Tschaikowski. Auf den zweiten Satz verzichteten sie, um die Länge der Aufführung in einer kindgerechten Spanne zu halten. Auf die Inbrunst, mit der das Schicksalsmotiv in allen drei Sätzen anklingen muss, verzichteten sie hingegen nicht. Beseelt erklingt es in allen Stimmgruppen, umgeben von auffallend präzisen rhythmischen Partien und getragen von kraftvollem Klang, für den zumal eine respekteinflößende Horngruppe sorgt.

Links hinter dem Orchester arbeitet während der Sinfonie eine weißgekleidete Gestalt emsig mit großvolumigen Würfeln. Es ist die „Königin der verlorenen Töne“, gespielt von Karoline von Lüdinghausen (theater monteure). Mit ausdrucksstarker Körpersprache, einem weißen Trichter und schwarz-weißen Hilfsmitteln fokussiert sie während des Kindertages die Aufmerksamkeit auf Details des Erlebens von Musik. Während der Tschaikowsky-Interpretation errichtet sie aus Würfeln Türme, weiße, schwarze und gemischte. Erstaunlich gut geht das visuelle konstruktive Erleben mit Tschaikowsky sinfonischer Sprache zusammen.

Vollständig, doch ohne Würfel, erklingt die Sinfonie zusammen mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart und Béla Bartók am 30. April in der Remise Burg Langendorf (Zülpich), Eifelstr. 85.

Am 1. Mai um 18 Uhr gastiert das Landesjugendorchester in Kooperation mit dem städtischen Kulturamt Olpe in der Stadthalle Olpe. Der Eintritt ist frei, Spenden sind für die örtliche Flüchtlingshilfe bestimmt.

Am 10. Mai um 16 Uhr arbeitet das Orchester im Konzert in der Aula des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums mit einem Literaturkurs der Oberstufe des Gymnasiums zusammen. Zwischen den einzelnen Sätzen Tschaikowskys tragen Schülerinnen und Schüler erarbeitete Texte zum Thema Schicksal vor.

Am 21. Mai spielt das Orchester um 18 Uhr in der Stadthalle Kleve, Lohstätte 7, 47533 Kleve. Vorher trifft es in einem „get togeher“ junges Publikum aus Kleve und tauscht sich über das Thema „Schicksal“ aus, zu dem dortige Schülerprojekte Präsentationen erarbeiten.

Das Landesjugendorchester NRW wird vom Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und dem Landesmusikrat NRW getragen und vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport gefördert.

rvz

Fotos: Das Landesjugendorchester unter Leitung von Hannes Krämer am 10. April 2016 in der Kölner Philharmonie; Catharina Starken (Jugendprojekte des Gürzenich Orchesters), André Sebald (Dozent des Landesjugendorchesters NRW), Rita Menke (Projektleiterin des Landesjugendorchester NRW) und Agnes Rottland (Managerin des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles) am 10. April im Künstlerfoyer der Kölner Philharmonie; Tilmann Fischer (Leiter der Rheinischen Musikschule), Karin Kloos (Regionalschulleiterin Nord), Rick Kam (Fachleiter für Tanz), Sonja Grimm (Regionalschulleiterin der Carl-Stamitz-Musikschule in Porz) und Ulrike Wagner am Informationsstand der Rheinischen Musikschule in der Kölner Philharmonie; Fotos: LMR NRW.