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Hans Hermann Wickel erhielt die Silberne Stimmgabel des Landesmusikrats NRW

Am 30. August 2025 zeichnete der Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen im Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW in Heek Prof. Dr. Hans Hermann Wickel mit der Silbernen Stimmgabel des Landesmusikrats aus. Es war die 20. Verleihung dieser Auszeichnung. Der Dachverband würdigte damit eine Persönlichkeit, die das Musikleben des Landes auf einzigartige Weise geprägt hat. Wickel gilt als Mitbegründer der Musikgeragogik und hat sich mit seinem Wirken an der Fachhochschule Münster, insbesondere mit den Weiterbildungen „Kulturgeragogik“ und „Musikgeragogik/Musik mit alten Menschen“, für eine spezifische musikalische Bildungsarbeit für das dritte und vierte Lebensalter eingesetzt. Damit machte er nicht nur die gesellschaftliche Bedeutung musikalischer Bildung im Alter bewusst, sondern wirkte auch weit über die Region hinaus zukunftsweisend, gerade vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der wachsenden sozialen Bedeutung gemeinschaftlichen Musizierens im Alter.

Nach der Begrüßung durch den Hausherrn, den neuen Direktor der Landesmusikakademie Stefan Vörding, folgte erst einmal Musik. Es war kein ornamenthaftes Festaktkolorit, sondern eine beeindruckende Interpretation von Mendelssohns „Variationen concertantes op. 17“, dargeboten von Izabela Qevani am Violoncello und Dajana Qevani am Klavier. Das Duo war manchen im Publikum schon durch den Kammermusikförderpreis NRW von 2024 bekannt. Nun wissen alle, welches Spitzenduo in Münster studiert und arbeitet. 

Prof. Dr. Christine Siegert, Präsidentin des Landesmusikrats NRW, führte in die Veranstaltung ein. Sie betonte, wie sehr Hans Hermann Wickel Menschen für Musik begeistert, Brücken zwischen Generationen geschlagen und neue Räume für musikalische Bildung eröffnet habe. Die Silberne Stimmgabel, so Siegert, sei nicht nur ein Preis, sondern ein Zeichen der Anerkennung für nachhaltiges Engagement und die Leidenschaft, mit der Wickel die Musiklandschaft Nordrhein-Westfalens bereichert habe.

Es folgte die Laudatio von Barbara Plenge, Prodekanin für Studium und Lehre der Musikhochschule Münster, die das Lebenswerk des Geehrten würdigte. Sie zeichnete den akademischen und künstlerischen Weg Wickels nach: Vom Studium der Musikwissenschaft, Romanistik und Erziehungswissenschaft in Münster über sein Musikstudium in Detmold bis hin zu seiner Professur für „Musik in der Sozialen Arbeit“ an der Fachhochschule Münster, die er von 1995 bis 2020 innehatte. In dieser Zeit habe er maßgeblich die Musikgeragogik als wissenschaftliche Disziplin und berufliches Praxisfeld geformt. 

Plenge erinnerte an die Einrichtung der hochschulzertifizierten Weiterbildung „Musikgeragogik“ im Jahr 2004 und der Weiterbildung „Kulturgeragogik“ im Jahr 2011, die durch ihren Praxisbezug und ihre Ausrichtung auf Musik und Demenz bundesweite Strahlkraft erlangten und 2006 mit dem Inventio-Preis des Deutschen Musikrats ausgezeichnet wurden. Ebenso betonte sie die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Musikgeragogik im Jahr 2009, die Wickel bis 2024 leitete und die heute als bundesweites Netzwerk in die Strukturen des Deutschen Musikrats eingebunden ist.

Besondere Anerkennung fand in der Laudatio, dass Wickel trotz seiner wissenschaftlichen Tätigkeit immer praktizierender Musiker geblieben ist und dass seine Überzeugung von der kulturellen Kraft des Musizierens im Alter nicht nur auf Forschung, sondern auch auf künstlerischer Praxis beruht. Plenge würdigte ihn als Hochschullehrer, der Generationen von Studierenden inspiriert und befähigt habe, neue Wege im musikpädagogischen Denken zu beschreiten. Seine Publikationen, darunter das gemeinsam mit Theo Hartogh herausgegebene „Handbuch Musik in der Sozialen Arbeit“, gelten heute als Standardwerke. Vor allem aber sei es Wickels Haltung, die ihn auszeichne: Musik zu verstehen als Kultur, Teilhabe und Würde, und das Alter nicht als Grenze, sondern als Potenzial.

Hans Hermann Wickel bedankte sich mit unprätentiösen Worten, so wie man ihn kennt. Mit dem zweiten Satz aus Brahms’ Cellosonate in F-Dur fand die Feier einen würdigen Abschluss. Der Festakt machte deutlich, dass die Arbeit Wickels nicht nur in den Strukturen der Fachwelt Spuren hinterlassen hat, sondern auch in den Biografien vieler Menschen, die durch seine Ideen, seine Lehre und seine Musik berührt wurden.

rvz

Fotos: Prof. Dr. Christine Siegert, Prof. Dr. Hans Hermann Wickel, Barbara Plenge und Stefan Vörding am 30. August 2025 mit der Silbernen Stimmgabel im Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW; Izabela Qevani, Violoncello, und Dajana Qevani, Klavier, interpretieren Brahms' 2. Sonate für Violoncello und Klavier; Dankesrede Hans Hermann Wickels; Akademiedirektor Stefan Vörding als Gastgeber des Festakts; Fotos: Vera Lammers