Die Veranstaltung „Gemeinsam verantwortlich“ des Kulturrats NRW rückte angesichts zunehmender extremistischer Tendenzen die Frage in den Mittelpunkt, wie Zivilgesellschaft, Kultur und Sport die Demokratie stärken können. Innenminister Herbert Reul betonte, dass viele Menschen politisches Vertrauen verloren hätten und Politik nur durch ehrliches Benennen von Problemen und nachvollziehbare Schritte wieder Glaubwürdigkeit gewinnen könne. Er sprach über den schwierigen Balanceakt zwischen differenzierter Offenheit und der Gefahr, populistische Narrative unbeabsichtigt zu bedienen, sowie über die Bedeutung einer reflektierten Polizeiarbeit, die täglich für die Werte des Grundgesetzes eintreten müsse. Zahlreiche Beispiele aus Krisensituationen zeigten ihm zufolge, wie viel Engagement in der Gesellschaft steckt und dass daraus positive Erzählungen entstehen müssten, um dem demokratischen Selbstverständnis neue Kraft zu geben.
Beate Küpper schilderte wissenschaftlich fundiert die Normalisierung rechtspopulistischer Positionen, die Rolle digitaler Echokammern und die wachsende Erschöpfung zivilgesellschaftlicher Akteure. Sie warnte vor einer Unterschätzung der neuen Rechten, deren Strategien auf Verunsicherung, Mimikry und der Umdeutung demokratischer Begriffe beruhten. Gleichzeitig betonte sie, dass relative Benachteiligungsgefühle stärker politisieren als tatsächliche materielle Lage.
In der Podiumsdiskussion wurden diese Perspektiven vertieft. Thomas Krüger verwies auf die Schwächung politischer Bildung, Julian Lagemann auf die demokratische Bedeutung des Sports und die Notwendigkeit resilienter Strukturen, während Heike Herold die Rolle kultureller Orte als Räume demokratischer Aushandlung hervorhob. Beiträge aus dem Publikum und von Expertinnen und Experten erweiterten das Bild um kulturelle, globale und sozialpolitische Aspekte. Am Ende wurde deutlich, dass Demokratie weder selbstverständlich noch statisch ist, sondern eine gemeinsame Aufgabe, die Mut, Ressourcen, Allianzen und eine klare Haltung erfordert. Anke Bruns führte als Moderatorin souverän durch die Veranstaltung. Der Bericht steht hier zum Download bereit.
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Foto: Beate Küpper, Heike Herold, Thomas Krüger und Julian Lagemann diskutieren Möglichkeiten der Zivilgesellschaft zur Stützung der Demokratie, Veranstaltung des Kulturrats NRW am 24. November 2025 in der Thyssen-Stiftung Köln; Foto: LMR NRW.