Navigation für Screenreader Zur Hauptnavigation springen | Zum Seiteninhalt springen | Zur Meta-Navigation springen | Zur Suche springen | Zur Fuß-Navigation springen

Fachtagung "Musik und Demokratie" des Deutschen Musikrats endete mit einer Resolution

Am 24. Oktober 2025 fand in der Katholischen Akademie in Berlin die Fachtagung „Musik und Demokratie“ des Deutschen Musikrats statt. Unter der Moderation von AC Coppen widmete sich die Veranstaltung der Frage, wie Musik demokratische Prozesse widerspiegelt, stärkt und herausfordert. Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Kulturpolitik und musikalischer Praxis beleuchteten das Verhältnis zwischen künstlerischem Schaffen, gesellschaftlicher Teilhabe und politischem Bewusstsein.

Prof. Dr. Ulrike Liedtke eröffnete die Tagung mit ihrem Vortrag „Ist eine Haydn-Sinfonie demokratisch?“ und zog darin Parallelen zwischen musikalischen und demokratischen Prozessen. Anhand von Haydns „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ zeigte sie, wie Aushandlung, Vielfalt und Respekt in der Musik erfahrbar werden. Musik sei wie Demokratie ein gemeinschaftlicher Prozess, der auf Zuhören, Regeln und Veränderung beruhe. Liedtke betonte die Bedeutung musikalischer Bildung für demokratische Werte und rief dazu auf, junge Menschen für Musik und gesellschaftliches Engagement zu begeistern. „Musik ist der Sound der Demokratie“, lautete ihr prägnantes Fazit.

Prof. Udo Dahmen widmete sich dem Verhältnis von Popmusik und Demokratie. Er beschrieb Pop als politisches und zugleich zutiefst demokratisches Phänomen, das aus der afroamerikanischen Kultur hervorgegangen sei und durch gesellschaftliche Bewegungen geprägt wurde. Popmusik habe in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für Gleichberechtigung, Frieden und Vielfalt gestanden. Dahmen hob hervor, dass auch ihre Produktionsweisen demokratische Züge tragen, weil sie auf Zusammenarbeit, Austausch und kollektive Kreativität beruhen. Pop sei ein lebendiger Ausdruck gesellschaftlicher Selbstbestimmung, der zeige, dass Freiheit, Kreativität und Verantwortung untrennbar miteinander verbunden sind.

Prof. Dr. Barbara Hornberger ging der Frage nach, ob Musik tatsächlich demokratische Wirkungen entfalten könne, oder ob viele Zuschreibungen eher Projektionen seien. Sie zeigte, dass populäre Kultur seit dem 19. Jahrhundert wesentlich zur Demokratisierung des kulturellen Lebens beigetragen hat, indem sie neue Zugänge eröffnete und soziale Unterschiede überwand. Mit Bezug auf Hilmar Hoffmanns Konzept „Kultur für alle“ betonte sie die Bedeutung einer Kulturpolitik, die populäre Ausdrucksformen ernst nimmt und fördert. Musik, so Hornberger, müsse Demokratie nicht verkünden, sondern könne durch Austausch, Begegnung und Vielfalt demokratische Praxis ermöglichen.

Den musikpolitischen Impuls gab Ingo Mix, Abteilungsleiter für Kunst- und Kulturförderung bei dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Er unterstrich die Schlüsselrolle musikalischer Bildung für eine demokratische Gesellschaft und warnte vor ihrem Bedeutungsverlust in Schulen. Zugleich forderte er faire Rahmenbedingungen für Künstlerinnen und Künstler, insbesondere im Umgang mit generativer KI und im Musikstreaming. Musik, so Mix, könne Demokratie stärken, wenn sie als Raum für Vielfalt, Freiheit und gegenseitigen Respekt verstanden werde. Er hob die Bedeutung der Amateurmusik und der Förderung einer breiten musikalischen Landschaft hervor, die das Fundament demokratischer Teilhabe bildet.

In der abschließenden Fishbowl-Diskussion unter Leitung von AC Coppen wurden die zentralen Gedanken der Tagung zusammengeführt. Die Teilnehmenden reflektierten die Rolle von Musik als Erfahrungsraum demokratischer Werte und betonten die Verantwortung von Institutionen, Bildungseinrichtungen und Kulturschaffenden, Demokratie aktiv zu fördern. Dabei entstand eine gemeinsame Resolution, in der der Deutsche Musikrat die Verpflichtung bekräftigte, Musik als Medium gesellschaftlicher Verständigung und demokratischer Kultur weiter zu stärken. Die Resolution wird der Deutsche Musikrat in Kürze veröffentlichen.

Die Fachtagung „Musik und Demokratie“ machte deutlich, dass Musik mehr ist als ästhetischer Ausdruck: Sie ist ein soziales Handeln, das auf Zuhören, Teilhabe und Veränderung gründet. Ob in der Sinfonie, im Popsong oder in der musikalischen Bildung – überall dort, wo Menschen gemeinsam gestalten, entsteht Demokratie im Kleinen. Der Deutsche Musikrat bekräftigte mit dieser Veranstaltung sein Ziel, Musik als elementaren Bestandteil einer lebendigen und offenen Gesellschaft zu begreifen.

Die Resolution hat Tags drauf die Mitgliederversammlung des Deutschen Musikrats verabschiedet. Sie steht hier zum Download bereit, ebenso ein ausführlicher Bericht über die Tagung.

rvz

Fotos: Fishbowl zu “Musik und Demokratie” mit Prof. Dr. Christine Siegert, Moderatorin AC Coppens und Antje Valentin am 24. Oktober 2025 in der Katholischen Akademie Berlin; AC Coppens und Ingo Mix im Gespräch; Fotos: LMR NRW.