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50 Jahre JugendJazzOrchester NRW: Ein Fest der Klangfarben in Essen

Ein halbes Jahrhundert voller Big-Band-Geschichte: Mit einem rauschenden Jubiläumskonzert feierte das JugendJazzOrchester Nordrhein-Westfalen (JJO NRW) am 18. Oktober 2025 in der Philharmonie Essen seinen 50. Geburtstag. Als erstes Ensemble seiner Art in Deutschland war das JJO stets Avantgarde, Talentschmiede und musikalisches Aushängeschild zugleich. An diesem Abend zeigten die jungen Musikerinnen und Musiker, dass sie diese Tradition lebendig weitertragen – mit Spielfreude, Präzision und einem Programm, das ebenso vielseitig wie mitreißend war.

Unter der Leitung von Stephan Schulze eröffnete das Orchester den Abend mit „Low Down“ von Thad Jones – swingend, präzise und energiegeladen. Schon hier offenbarte sich das hohe Niveau des Ensembles, das sich souverän durch die anspruchsvollen Arrangements bewegte. Mit Götz Alsmann betrat ein musikalischer Tausendsassa die Bühne. Charmant wie immer führte er mit Witz und Ironie durchs Programm, sang und moderierte, als stünde er im eigenen Wohnzimmer. In „Eine Nacht in Monte Carlo“, ebenfalls unter Schulzes Leitung, verschmolzen Alsmanns nostalgischer Chanson-Stil und die pulsierende Big-Band-Textur zu einem augenzwinkernden Klangbild.

Der zweite Teil des ersten Sets gehörte den verschiedenen Klangfarben, die das JJO NRW so meisterhaft verbindet. Unter Gabriel Pérez präsentierten die Sängerinnen des Orchesters zwei Klassiker: „The Song is You“ (Jerome Kern) und „I Fall in Love Too Easily“ – fein phrasiert, elegant, mit einem Gespür für Emotion und Timing.

Einen temperamentvollen Kontrast dazu setzten die Stücke mit Nils Landgren, der nicht nur durch seine Posaune, sondern auch durch seine charismatische Bühnenpräsenz begeisterte. In Herbie Hancocks „Fat Albert Rotunda“ brachte er funkige Energie in den Saal, während „Vallat från Jämtland“ eine lyrisch-nordische Note einstreute – eine Hommage an seine schwedische Heimat, die vom Publikum mit warmem Applaus bedacht wurde. Beide Titel leitete Stefan Pfeifer-Galilea.

Den Abschluss des ersten Sets bildeten zwei Beiträge, die unterschiedlicher kaum hätten sein können: Max Mutzke trat erstmals auf und überzeugte mit seiner unverwechselbaren Soulstimme, bevor das Orchester mit Pérez’ eigenem Stück „Sutuy“ noch einmal seine kompositorische Vielseitigkeit zeigte – rhythmisch komplex, atmosphärisch dicht und voller jugendlicher Energie.

Nach der Pause führte erneut Stephan Schulze mit „When the Lady Dances“ (Bob Mintzer) in den Abend. Die dynamischen Bläsersätze und präzisen Soli machten deutlich, dass die jungen Musikerinnen und Musiker ihr Handwerk perfekt beherrschen. Mit Götz Alsmann wurde es wieder charmant: „Gib mir einen Kuss am Telefon“ (Erwin Lehn) erinnerte an die große Ära der deutschen Unterhaltungsmusik, begleitet vom satten Big-Band-Sound des JJO. Unter Pérez’ Leitung präsentierten die Sängerinnen zwei weitere Glanzpunkte – „Feel the Beat“ (Paul Heller) und „For All We Know“ – letzteres als sanfter Kontrast voller Jazzintimität.

Dann stand erneut Max Mutzke im Mittelpunkt. Mit zwei Songs aus seinem Repertoire zeigte er die stilistische Bandbreite seiner Stimme – vom soulig-weichen Timbre bis zur kraftvollen Höhe. Das Publikum dankte mit Begeisterung, und spätestens hier wurde klar: Diese Kombination aus Pop-, Soul- und Jazzwelt war Konzept.

Zum großen Finale kehrten alle Gäste zurück auf die Bühne. Gemeinsam mit Nils Landgren erklang Joe Samples „Same Old Story“, unterstützt von den Sängerinnen – und auch mit Mutzke an der Seite. Der Song versetzte die Philharmonie in rhythmische Bewegung.

Der Applaus wollte kaum enden, auch Thomas Haberkamp und Jule Hardtmann vom Management des JJO wurden beklatscht, und so folgten zwei Zugaben: Götz Alsmann, Mutzke und die Sängerinnen interpretierten zusammen „Nur eine schlechte Kopie“, ehe mit Billy Joels „New York State of Mind“ der Abend zu einem emotionalen Abschluss fand. Das Jubiläumskonzert des JJO NRW war Eintreten für künstlerische Offenheit, Nachwuchsförderung und den lebendigen Geist des Jazz in Nordrhein-Westfalen. 50 Jahre nach seiner Gründung ist das Orchester nicht nur ein Sprungbrett für junge Talente, sondern auch ein Symbol dafür, wie generationsübergreifend, grenzenlos und inspirierend Jazz sein kann.

rvz

Foto: Nils Landgren und das Jugendjazzorchester NRW, hier geleitet von Stephan Schulze, am 18. Oktober 2025 in der Philharmonie Essen; Foto: LMR NRW.