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Zwischenbilanz „Miteinander in NRW“

Der Landesmusikrat NRW präsentierte seine geförderten Flüchtlingsprojekte bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung im Boui Boui in Düsseldorf

 

Zum zehnten Mal richtete die Friedrich-Ebert-Stiftung am 21. November unter dem Motto „Miteinander in NRW“ eine Veranstaltung aus, bei der es um das Thema Flüchtlinge und Integration ging. Die über 500 Teilnehmer im Düsseldorfer Boui Boui setzten sich in großer Zahl aus Menschen zusammen, die bereits im beruflichen Kontext oder ehrenamtlich mit Flüchtlingen arbeiteten. Aber es waren auch Teilnehmer anwesend, die selbst von Flucht und Migration betroffen waren.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Roland Schmidt, dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ziel der Veranstaltung sei es, eine Zwischenbilanz zu ziehen und die Integrationsleistung von Initiativen und Ehrenamtlichen beispielhaft aufzuzeigen und zu würdigen.

Die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft empfahl, nicht nur über, sondern vor allem mit Flüchtlingen zu reden. Das sei der beste Weg, um Empathie und Verständnis für die geflüchteten Menschen zu entwickeln. Der direkte Kontakt mit Geflüchteten helfe Stammtischparolen zu entkräften und trage dazu bei, populistischen Strömungen entgegenzuwirken. Zudem forderte sie, den Geflüchteten Respekt entgegenzubringen. NRW sei ein offenes Land und man habe aus den Fehlern im Umgang mit den Gastarbeitern in der Vergangenheit gelernt. So gebe es inzwischen 52 Integrationsstellen in NRW, die den sprachlichen Integrationsprozess in den Schulen unterstützten. Nationalismus sei eindeutig der falsche Weg, vielmehr sei es zukunftsweisend, sich für neue Einflüsse zu öffnen und auf Vielfalt zu setzen. Sie sei stolz auf die ausgeprägte Willkommenskultur und die vielen ehrenamtlichen Helfer. Im Bereich der Flüchtlingszusammenarbeit übernehme NRW eine Führungsrolle. Wichtig sei es, Zeichen zu setzen und mit gutem Beispiel voranzugehen. Darum sei es auch wichtig, prominente Menschen als Multiplikatoren einzusetzen.

Gerald Asamoah (Vereinsbotschafter FC Schalke 04) und Ranga Yogeshwar (Wissenschaftsjournalist) berichteten von ihrem Engagement für Flüchtlinge und auch von eigenen Erfahrungen mit Rassismus. Sie bestätigten, dass es wichtig sei, die eigene Prominenz zu nutzen, um auf das Schicksal der Flüchtlinge medienwirksam aufmerksam zu machen. Es sei wichtig, aufzustehen und Position gegen Rassismus und für die Flüchtlinge zu beziehen.

Des Weiteren präsentierte sich eine Initiative von Kölner Jurastudenten „Refugee Law Clinic Cologne“, die seit ihrer Gründung 2013 bereits über 1000 Geflüchtete ehrenamtlich zu Fragen des Asylrechts beraten und auch gerichtlich vertreten habe.

Veit Hohfeld von der Stadtteil-Schule Dortmund berichtete, wie wichtig es sei, Menschen durch Spracherwerb und Beschäftigung zu integrieren. Er stellte zwei junge Flüchtlinge vor, die erfolgreich eine Ausbildung begonnen hätten. Um die Integration zu meistern, seien Ehrenamtliche, aber auch Profis erforderlich.

Für den Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, Thomas Geisel, sind der offene Umgang mit den Flüchtlingen und die Willkommenskultur ein Gradmesser für die Zivilisiertheit einer Stadt. In Düsseldorf seien das Brauchtum, die alternative Szene, die Wirtschaft, der Sport, das Handwerk, die Kirchen u. Wohlfahrtsverbände, diverse Initiativen und die Bevölkerung den Geflüchteten gegenüber sehr aufgeschlossen. Es sei bewegend, wie viele Düsseldorfer Bürger sich einbringen. In jedem Stadtbezirk gebe es Welcome-Points, wo sich Ehrenamtliche und Flüchtlinge zusammenfinden können. Wichtig sei es, die Flüchtlinge schnell als „Düsseldorfer“ zu integrieren, dazu sei die Sprache die wichtigste Schlüsselqualifikation.

Der Landesmusikrat NRW präsentierte sich im Rahmen dieser Veranstaltung mit einem eigenen Stand. Die Ministerpräsidentin besuchte den Stand des Landesmusikrats NRW und brachte ihre Freunde über die Teilnahme des Landesmusikrats NRW an dieser Veranstaltung zum Ausdruck. Die Nachfrage und das Interesse an der musikalischen Arbeit des Landesmusikrats NRW mit Flüchtlingen waren sehr groß. Besonderes Interesse galt den bereits durchgeführten Projekten und den daraus gewonnen Erfahrungen. Der Landesmusikrat NRW fördert verschiedene Flüchtlingsprojekte, aus denen sich die folgenden Projekttypen ableiten lassen: Workshops (Gesang/instrumental), offene Sing- und Musikgruppen, Musikprojekte explizit für Kinder oder für Jugendliche, Instrumentalunterricht, Konzerte für Flüchtlinge und Spracherwerb durch Musik.

Die ausgelegten Materialien zu den bisher durchgeführten Flüchtlingsprojekten und zu dem Projekt „Brückenklang“, welches Projekte zwischen unterschiedlichen Musikkulturen fördert, wurden stark nachgefragt. Viele Teilnehmer der Veranstaltung waren bereits im Bereich der musikalischen Arbeit mit Flüchtlingen tätig und nutzen die Gesprächsmöglichkeit zum Erfahrungsaustausch. Allerdings waren die meisten nicht über die Fördermöglichkeiten im Bilde, so dass vor Ort auch direkt über die verschiedenen Fördermöglichkeiten des Landesmusikrats NRW informiert werden konnte. Viele Besucher des Standes nahmen die Handreichung zur Flüchtlingsarbeit mit nach Hause, in welcher bereits vorhandene Erfahrungen von verschiedenen Organisationen kompakt dargestellt werden. Sehr vielversprechend waren die anregenden Gespräche und der Austausch mit den Besuchern des Standes, so konnten bereits Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit skizziert und ausgelotet werden.

Eine Videopräsentation vermittelte einen Einblick in die Vielfältigkeit der durchgeführten Projekte des Landesmusikrats NRW. Allerdings konnte nur ein kleiner Teil der Arbeit mit den Flüchtling per Video präsentiert werden, da viele Initiativen mit der Bildverbreitung zurückhaltend sind bzw. diese ablehnen, um die Privatsphäre besonders der erwachsenden Flüchtlinge zu schützen – ein Zeichen dafür, dass sie sich auch in Deutschland nicht völlig sicher fühlen.

(Sandra Hoch)

Fotos: Sandra Hoch informierte bei der Veranstaltung "Miteinander in NRW" der Friedrich-Ebert-Stiftung am 21.11.16 in Düsseldorf am Stand des Landesmusikrats über die geförderten Flüchtlingsprojekte; das Boui Boui in Düsseldorf-Bilk; Gruppenbild mit Gerald Asamoah, Hannelore Kraft und Ranga Yogeshwar, in der Mitte Moderatorin Jeanette Kuhn; Sandra Hoch im Detailgespräch mit einer Besucherin des Stands des Landesmusikrats. Fotos: LMR NRW.