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Zum Tode Klaus Wolfgang Niemöllers

Es verging wohl kaum ein Monat, in dem nicht in irgendeiner Zeitschrift oder einer Sammelpublikation eine Veröffentlichung von Klaus Wolfgang Niemöller erschien. Auch in seinem letzten Lebensjahr riss der Forscherdrang in ihm nicht ab. Zu seinen letzten Beiträgen zählte ein Aufsatz über den Cellisten und Gambisten Paul Grümmer in Köln, der sich um die Wiederentdeckung alter Aufführungspraktiken verdient gemacht hatte, für die Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte. In der Nacht vom 12. auf den 13. April starb Prof. Dr. Klaus Wolfgang Niemöller, geb. am 21. Juli 1929 in Gelsenkirchen, in seinem Haus in Köln im Alter von 94 Jahren.

In Köln hatte auch sein akademischer Werdegang begonnen. Von 1950 bis 1955 studierte er hier Musikwissenschaft und wurde mit der Dissertation über Nicolaus Wollick (1480-1541) und dessen Musiktraktat promoviert. Die Habilitation galt der Musikpflege an den deutschen Lateinschulen vor 1600. 1975 bis 1983 leitete er das Musikwissenschaftliche Seminar an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Direktor, 1983 bis 1994 des Musikwissenschaftliche Institut an der Universität zu Köln. Seine Forschungsgebiete blieben vor allem Musiktheorie und Musikleben im Mittelalter, Musikgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie eben die komplette Musikgeschichte des Rheinlands. Daneben gibt es kaum ein Forschungsfeld, in dem nicht der eine oder andere Aufsatz Niemöllers erschien.

Niemöller war zudem ein Wissenschaftsorganisator. Als Präsident der Gesellschaft für Musikforschung, als Vorsitzender des Joseph Haydn-Instituts in Köln und von dessen Ausgabe „Joseph Haydn Werke“, als Vorsitzender der Robert-Schumann-Forschungsstelle in Düsseldorf und deren Schumann-Gesamtausgabe sowie in vielen weiteren Funktionen lenkte er Wissenschaftsgeschehen, förderte Nachwuchskräfte und gab wichtige inhaltliche Impulse.

Musikgeschichte des Rheinlands war immer eine Leidenschaft Klaus Wolfgang Niemöllers und als Emeritus widmete er ihr ganz besondere Aufmerksamkeit. Immerhin hatte er schon in den 1980er Jahren als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte den regionalgeschichtlichen Verein an deutsche Wissenschaftsstandards herangeführt. Eine seiner einflussreichsten Arbeiten für die Regionalgeschichte war die Aufarbeitung jüdischen Musikmäzenatentums in Köln (in: „Die Moderne im Rheinland“, Köln, 1994, S. 225-241), die viele Weiterentwicklungen durch andere und durch ihn selbst bewirkte (zuletzt in: „Musik im preußischen Rheinland (1815-1918)“, Kassel, 2019; Seite 119-153).

Viele Redakteure von Zeitschriften und Schriftenreihen kennen Niemöllers Einsendungen bestens, samt ihren im einzeiligen Abstand gehaltenen weit gezogenen und langen Absätzen, angefüllt mit Exkursen, mit biographiscn Erläuterungen, die gerne vernetzte Persönlichkeiten miteinbezogen, und mit vielen Annotationen. Immer war Neues darin, das Impulse für weiteres Arbeiten gab.

Die musikwissenschaftliche Welt und in ihr die Arbeitsgemeinschaft für rheinische Musikgeschichte und auch ihr Dachverband, der Landesmusikrat NRW, verdanken Klaus Wolfgang Niemöller viel und werden sein Andenken in Ehren halten.

Robert von Zahn