Navigation für Screenreader Zur Hauptnavigation springen | Zum Seiteninhalt springen | Zur Meta-Navigation springen | Zur Suche springen | Zur Fuß-Navigation springen

Preisträgerkonzert Jugend komponiert NRW 2011

Die Bühne blieb leer, als Max Hundelshausen am 8. Juli in der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf seine "Granular Association" vorstellte: Über Lautsprecher erklangen Töne einer Bouzouki, der griechischen Langhalslaute. Doch es waren Tonfragmente, die neu zusammengestellt und rhythmisiert zu einem Kaleidoskop verwoben wurden.  Ein faszinierendes Klanggedicht, über dessen Entstehung Hundelshausen sagte, dass er auf WDR3 ein Interview mit einem Komponisten gehört habe, der bekannt habe, als Grieche noch nie für Bouzouki komponiert zu haben, obwohl er das Instrument schätze. Das ließ Hundelshausen nicht los und er begann, sich auf seine eigene Art mit der Bouzouki auseinanderzusetzen.

Die Komponistinnen und Komponisten, die im Preisträgerkonzert von Jugend komponiert 2011 vorgestellt wurden, konnten alle auf individuelle Zugänge zum Komponieren verweisen. Boris Simeonov improvisierte als Neunjähriger für seine Mutter am Klavier und konnte wenige Tage später das Stück nicht mehr wiederholen. Daraufhin hielt seine Mutter ihn an, seine Stücke aufzuschreiben. Dem folgt er nun regelmäßig, wobei er insgesamt zum Jazz tendiert. Zusammen mit seiner Schwester Sophia, die gleichfalls preisgekrönte Werke im Konzert präsentieren konnte, stellte er einen "Nostalgic Bossa" für Klavier zu vier Händen vor. Sophia Simeonov hingegen komponierte stimmungsvolle "City Nights" für Saxophon und Klavier, deren Bläserpart ihr Bruder übernahm.

André Stärk, Professor an der Musikhochschule Detmold und Wettbewerbsleiter von Jugend komponiert, hielt eine Eröffnungsansprache, die zeigte, wie sehr er diese Kreativität respektiert und wie ernsthaft er die Werke der jungen Künstlerinnen und Künstler ansieht. Selbst der "Geburtstags-Schubi Dubi-Boogie" der elfjährigen Maria Giel verblüffte durch seine formale Geschlossenheit. Und es war auch weder Kindliches noch Kindisches an einem Stück wie "Herzschlag" von Eleonora Radig, einer Musik für Tanz, die die Komponistin am Klavier zusammen mit ihrem Bruder Linus am Violoncello vortrug.

Yuhao Guo, wie Hundelshausen ein vielfacher Preisträger des Wettbewerbs seit Jahren, bot wieder reife spätromantische Kleinode. Wer wollte, mochte dessen vier Nocturnes für impressionistische Stilkopien halten, nichtsdestotrotz überzeugten sie durch eine erstaunliche Eigenständigkeit ihrer Sprache. Der Oboist Dietmar Stracke und die Pianistin Yoshimi Yamamoto interpretierten sie.

André Stärk und Moderator Nicolas Tribes wiesen mit Stolz darauf hin, dass einige Teilnehmer mittlerweile ihre eigene Geschichte in die Wettbewerbsfolge geschrieben haben, nicht nur Guo und Hundelshausen. Katharina Lowinski nahm seit 2007 auch an den Workshops für junge Komponistinnen des Landesmusikrats NRW teil, auch am Workshop "Remix regendered", der gleichfalls nur für Frauen durchgeführt wird. Mittlerweile ist sie in die Kompositionsklasse von Manfred Trojahn an der Düsseldorfer Musikhochschule aufgenommen worden und stellte nun ihre "Stimmungen" für Klarinette, Trompete, Viola und Violoncello vor. Nina Rübo, Max-Philipp Klüser, Rike Mersmann und Lisa Mersmann realisierten ein Netz von perpetuierenden Motiven.

Jonas Meyer hat mit seinem Stück "CYMK" eine raffinierte Partitur geliefert, in der die Interpreten Farben verklanglichen. Andrea Tober (Flöte), Clemens Fieguth (Vibraphon), Siard Walter (Harfe) und Amelie Bäumer (Kontrabass) bewiesen durch ihre akkurate Interpretation, dass der eigentliche Wert des Wettbewerbs für die Teilnehmer weniger im möglichen Preisgeld als in der professionellen Interpretation ihres Stücks liegen kann. Andere Teilnehmer bringen hingegen ihre Musiker mit, Hannes Hirth etwa seine Band, die seinen originellen, narrativen RiffRock "We're gonna clean your polluted water" bot, und Sascha Mücke einen Teil des Bach-Chors Hagen, der das Publikum ausdrucksstark mit Mückes Chorsatz "Gute Nacht" verabschiedete.

"Jugend komponiert NRW 2011" ist ein Förderprojekt des Landesmusikrats NRW mit Mitteln des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW. Achtzig junge Komponisten haben sich am 15. Durchgang des Wettbewerbs "Jugend komponiert NRW" beteiligt. Die Organisation des Wettbewerbs und Durchführung des Preisträgerkonzerts lag in den Händen von Michael Bender.

rvz

Fotos: Moderator Nicolas Tribes und Komponist Max Hundelshausen sprachen über dessen "Granular Associations"; Katharina Lowinski leitete die Aufführung ihrer "Stimmungen" durch Nina Rübo, Max-Philipp Klüser, Rike Mersmann und Lisa Mersmann; Clemens Fieguth, Andrea Tober, Siard Walter und Amelie Bäumer setzten die Farben aus Jonas Meyers "CYMK" in Musik um. Fotos: Thomas Ahrendt, weitere unter www.Studio157.de