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Popkulturförderung versus Hochkulturförderung im Pop Summit 2024 in Köln

Das diesjährige Festival c/o pop begann mit einem Pop Summit, zu dem der Bundesverband Popularmusik einlud. Schon Tage vor der Veranstaltung meldete das Online-Ticketing "ausgebucht" - ein respektabler Wert, denn der Saal des Herbrands in Köln-Ehrenfeld bietet immerhin 180 Plätze. 40 davon waren für die Beteiligten an den den Referaten und Panels, und von den 140 gebuchten Zuhörerinnen und Zuhörern fanden dann wohl auch einige das Wetter zu schlecht. Gleichwohl gab es den Programmpunkten rege Beteiligung. Das Haupt-Panel stellte die alte provokante Frage "Popkulturförderung vs. Hochkulturförderung?" und startete mit einem Impulsreferat von Walter Ercolino, dem Leiter des Stuttgarter Popbüros. Ercolino kennt  die Kreativiwirtschaft als Künstler, Labelinhaber und Förderer seit zwei Jahrzehnten. Aus diesen Erfahrungen heraus formulierte er sechs Thesen. Wer sich reflektierend mit Pop beschäftige, solle über Werke reden und nicht über die Branche. Nur so würde sich ein Bewusstsein für die kulturellen Werte in der Popmusik entwickeln. Förderung setze in Deutschland überwiegend bei Künstlerinnen und Künstlern an und deshalb müssten auch die der Popmusik bzw. des Mainstream in den Mittelpunkt gestellt werden. Was nicht davon abhalten sollte, auch popkulturelle Orte und Infrastruktur mit öffentlichen Mitteln zu fördern. Zudem gebe es ein Definitionsproblem für die Kulturpolitik. Nicht alles sei Popkultur, was dafür gehalten werde, eine klare Begriffsbestimmung tue not. Und schließlich forderte Ercolino, dass eine Studie erstellt werden sollte, die den Fluss der Fördergelder in die Kultursparten transparent mache.

Von diesem Ausgangspunkt führte Moderatorin Anja Backhaus ihr Quartett auf dem Panel in die Debatte. Lorenz Deutsch, Vorsitzender des Kulturrats NRW, erkannte der Popmusik eine grundsätzliche Förderberechtigung zu und verwies auch darauf, dass sich in dieser Hinsicht gerade in den letzten Jahren auf NRW-Landesebene einiges getan habe. Was er nicht erwähnte, war, dass er als Kulturpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion nicht wenig zur Förderung des Popboards NRW mit einer halben Million Euro jährlich beigtragen hat. Im Popboard NRW sind neun Verbände und Einrichtung aus der Popbranche und dem Kulturleben in NRW zu gemeinsamen Projekten vereinigt.

Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrats, erkannte bei einigen Förderansätzen und Programmen auf Bundes- und Landesebene Ansatzpunkte auch für eine Popförderung. Nicht zuletzt steht ja auf Bundesebene mit der Initiative Musik eine finanziell potente Fördereinrichtung, finanziert von der Kulturstaatsministerin, bereit. Prof. Dr. Susanne Binas-Preisendörfer, Universität Oldenburg, warnte in diesem Zusammenhang davon, zu sehr auf die Terminologie der Hochkultur zu setzen, wenn für Popmusik Förderanträge gestellt werden. "Wenn man Förderung für Pop fordert, sollte man auch Begriffe aus dem System Popkultur verwenden."

Olaf Kretschmar pflichtete bei und erkannte eine grundlegende Schieflage zwischen den Fördermittelflüssen in Hochkultur und in Popkultur. Dringend muss hier ein Überblick gewonnen werden. Antje Valentin verwies auf einschlägige Studien des Deutschen Musikinformationszentrums (miz, Deutscher Musikrat) und kündigte eine Studie zu Musikfestivals  des miz in Partnerschaft mit der Initiative Musik an. Auch Lorenz Deutsch riet dazu, eine Relevanzdiskussion selbstbewusst aus dem Pop heraus zu führen. Olaf Kretschmar sieht dies als eine Kernaufgabe des Bundesverbands Popularmusik an. 

rvz

Fotos: Lorenz Deutsch, Antje Valentin, Anja Backhaus, Susanne Binas-Preisendörfer und Olaf Kretschmar diskutieren im Pop Summit 2024 im Herbrands Köln im Rahmen der c/o pop. Fotos: LMR NRW.