Knapp 300 Prominente und 50 Organisationen – darunter auch Landesmusikrat und Kulturrat NRW – haben sich als Erstunterzeichner in einer Petition für den Erhalt des Radiosenders Cosmo ausgesprochen. Das Programm für die internationale und diverse Gesellschaft ist ein gemeinsames Angebot von WDR, RBB und Radio Bremen:
Der vielfältigste und migrantischste Radiosender Deutschlands ist in Gefahr!
Werde jetzt mit uns laut, um COSMO zu retten!
In einer Zeit, in der die Demokratie gefährdet ist, weil rechtsextreme Positionen, Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus auf breite Zustimmung stoßen, könnte COSMO verstummen. Das deutschlandweit einzigartige Radioprogramm für eine hörbar vielfältige Gesellschaft steht möglicherweise vor dem Aus. Ein Radio, das wie kein anderes für das Zusammenleben in kultureller Diversität steht, für das Zusammenführen unterschiedlicher Perspektiven und den konstruktiven Umgang mit den Herausforderungen der Einwanderungsgesellschaft. Und das insbesondere die Lebensrealität der nachwachsenden Generation abbildet.
In der letzten Sitzung des WDR-Rundfunkrats am 28. Mai wurde deutlich: COSMO soll womöglich nur noch in einzelnen digitalen Produkten überleben. Die Tage des COSMO-Radioprogramms könnten gezählt sein, wenn jetzt kein klares Signal der Unterstützung kommt.
Der Hintergrund:
Im Zuge der Reform des Rundfunkstaatsvertrags steht die Reduzierung der ARD-Radiowellen im Raum – bis zu 17 Programme könnten betroffen sein. Derzeit arbeitet jede Anstalt an eigenen Vorschlägen, wie das zukünftige Angebot aussehen könnte. Welche Programme konkret gestrichen oder umgewandelt werden, entscheiden die Intendant:innen der ARD am 24. und 25. Juni. Ziel dieser Reform ist es, Programmvielfalt effizienter zu organisieren – durch Zusammenführung vergleichbarer Angebote, Abbau von Doppelstrukturen und Stärkung von Kooperationen. Umso widersprüchlicher erscheint es, dass ausgerechnet COSMO – ein einzigartiges Kooperationsprojekt zwischen WDR, RBB und Radio Bremen mit unverwechselbarem Profil – nun zur Disposition steht.
Was auf dem Spiel steht
COSMO ist ARD-weit das einzige Radioprojekt, das konsequent mehrsprachig arbeitet, migrantische und queere Perspektiven redaktionell verankert hat, und Menschen ein Zuhause bietet, die sich als Teil einer offenen, modernen Gesellschaft der politischen Mitte fühlen, für die Vielfalt Normalität und Alltag sind und kein Label. COSMO erreicht Communities, die sich im öffentlich-rechtlichen System oft nicht wiederfinden, spielt Musik, die unbekannte Artists und globale Vielfalt hörbar macht wie sonst nirgendwo im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Gemacht von einem genauso vielfältigen Team, das sein Publikum auf Augenhöhe anspricht und Teil dieser Communitys ist. COSMO entdeckt und fördert Talente, deren Sounds abseits des Mainstreams ihren Weg in Ohren und Herzen finden.
Diese Mischung macht COSMO zu einer echten verbindenden Stimme. COSMO bringt zusammen, was Deutschland heute ausmacht; macht hörbar, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt in einem Einwanderungsland wirklich klingt; und schafft damit Raum für ein echtes Wir.
Circa ein Drittel aller Menschen in Nordrhein-Westfalen – und fast die Hälfte der Jugendlichen – hat eine Einwanderungsgeschichte. Rund 50% von ihnen spricht zu Hause neben Deutsch noch eine weitere Sprache. Selbstverständlich nutzen sie das gesamte Spektrum der Medienlandschaft. Aber wer Medien nur nutzt, ohne sichtbar oder hörbar im Programm stattzufinden, bleibt oft am Rand. Es braucht Angebote, die Lebensrealitäten von Menschen mit Migrationsgeschichte explizit einbeziehen – mit Themen, die aus ihren Erfahrungen heraus erzählt werden, in Muttersprachen, die zum Alltag gehören, mit Musik, die ihre Kulturen und ihren Geschmack spiegelt. COSMO tut genau das: Es repräsentiert diese Menschen, schafft Resonanzräume, wo sonst Leerstellen sind – redaktionell, sprachlich, kulturell. Diese Form von Sichtbarkeit ist keine Zusatzleistung, sondern ein elementarer Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrags.
Wer COSMO streicht, sendet ein fatales Zeichen
COSMO gerade jetzt in Frage zu stellen, ist ein gefährlicher Fehler. In einer Zeit, in der rechtsextremistische Hetze, Ausgrenzung und demokratiefeindliche Tendenzen zunehmen, wäre das Ende dieses Programms nicht nur ein kultureller Verlust, sondern ein politisches Signal – gegen Sichtbarkeit, gegen Teilhabe, gegen Vielfalt. Es käme einer Bankrotterklärung gleich und würde ein zentrales öffentlich-rechtliches Versprechen brechen: das Versprechen, für alle da zu sein.
Öffentlich-rechtlich heißt Verantwortung
Gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk muss das Gewicht eines Angebots an seinem Auftrag gemessen werden – nicht allein an seiner Reichweite. Deshalb sollte COSMO nicht zum Opfer einer rein quantitativen Bewertung werden.
COSMO nur noch in einzelnen digitalen Produkten fortzusetzen, hieße: gelebte gesellschaftliche Vielfalt wird aus der Radiolandschaft verbannt und in eine digitale Nische verlagert – leise, aber mit spürbaren Folgen für Repräsentation, Sichtbarkeit und gesellschaftliche Teilhabe. Zudem überlässt der WDR einen Teil seines Publikums zweifelhaften Medienangeboten, die explizit Menschen mit Migrationsgeschichte ansprechen, um sie für eine autoritäre und nationalistische Politik einzuspannen.
Wenn COSMO aus dem Radio verschwindet, verliert die ARD ihr hörbares Versprechen an eine vielfältige Gesellschaft – und mit COSMO die einzige verlässliche Plattform für Stimmen, die sonst zu oft überhört werden.
Vielfalt im Radio ist keine Kür, sie ist Pflicht. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung braucht es Räume, die verbinden.
Unterstütze eine sichtbar und hörbar vielfältige Gesellschaft.
Unterstütze COSMO mit deiner Unterschrift.