Am 5. Dezember 2025 präsentierten sich im Preisträgerkonzert „Jugend jazzt NRW“ sechs herausragende junge Ensembles, die die Vielfalt und Qualität des Jazznachwuchses in Nordrhein-Westfalen belegten. Den Auftakt machten die Smarties aus Drensteinfurt, die mit erst zwölf Jahren einen Klassiker des Modern Jazz interpretierten: „Night in Tunisia“ von Dizzy Gillespie. Mit sicherem Ensembleklang und Souveränität überzeugten Sönke Scheumann an der Trompete, David Saurenhaus an der Gitarre, Fred Nuhanovic am Bass und Joshua Klein am Schlagzeug; ihr Vortrag zeigte das bereits in jungen Jahren erkennbare erstaunliche Potenzial.
Das Jazz Freshmen Quintet aus Köln setzte mit „There Will Never Be Another You“ einen lyrischen und stilistisch fein ausbalancierten Akzent. Amon Deep (Trompete) und Joshua Badde (Posaune) gestalteten die Bläserpassagen mit großer Klarheit, während Yukichiyo Gwendolyn Yokota am Piano und Soji Tristan Yokota am Bass ein sensibles harmonisches Fundament legten. Mattheo Hölker am Schlagzeug verlieh der Darbietung eine elegante dynamische Entwicklung – ein reifer Auftritt für eine Gruppe im Alter von dreizehn Jahren.
Mit Bebop Brew aus Soest folgte ein Ensemble der Altersgruppe bis 16 Jahre, das sich mit Don Grolnicks „Pools“ an ein technisch anspruchsvolles Fusion-Stück wagte. Die komplexen Rhythmen meisterten Luca Gaido (Alt-Saxophon), Julius Neuhaus (Posaune), Alexei Schwarz (Gitarre), David Danyi (Bass) und Bandleiter und Schlagzeuger Florian Gasse.
Eine experimentellere Klangsprache brachte das Düsseldorfer Ensemble Rörelse in das Programm ein. Mit dem Werk „Iteration“, komponiert von Ensembleleiter Martin Gottschald, entstand auf der Bühne eine atmosphärisch dichte und farbenreiche Klanglandschaft. Leonie Schwarz wechselte zwischen Flöte, Alt-Saxophon und elektronischen Klangelementen. Nach langer Zeit sah mal wieder einen Moog Synthesizer auf der Bühne des Domicils, auch einen Harmonizer, der zu analogen Melodielinien in einem bestimmten Intervallabstand parallele Linien erzeugt. Gottschald selbst brachte Sopransaxophon und Synthesizer ein, und Johanna Sjögren verband Stimme, Percussion und Keyboard zu einem facettenreichen musikalischen Ausdruck. Der Beitrag zeigte die Kreativität und Offenheit, mit der junge Musikerinnen und Musiker neue Wege im Jazz beschreiten.
Mit F4F aus Duisburg und Sängerin Zara Furche bekam das Programm eine energiegeladene Wendung. Ihr Arrangement von „Stayin‘ Alive“ verband Pop- und Disco-Elemente mit jazztypischer Interpretation. Lukas Bohner (Alt-Saxophon) und Maximilian Dsuchan (Trompete) sorgten für farbige Bläsersätze, während Noah Krause am Keyboard, Luisa van Stiphaut am Bass und Aleksan Margarjan am Schlagzeug gemeinsam für ein groovendes Fundament sorgten. Die Spielfreude der Gruppe erreichte das Publikum unmittelbar.
Den Abschluss gestaltete das Masterclass Ensemble der Glen Buschmann Jazz Akademie aus Dortmund mit Tania Marias „Yatra-Ta“. Die Darbietung verlangte Virtuosität und rhythmische Präzision. Sängerin Daria Pereverzova überzeugte mit starker stimmlicher Präsenz, unterstützt von Magdalena Düser am Piano und Johannes Otto am Bass. Schlagzeuger Florian Gasse – bereits zuvor mit Bebop Brew zu hören gewesen – verlieh dem Stück eine kraftvolle, latininspirierte Intensität.
Keine Geringere als Kulturministerin Ina Brandes zollte den jungen Musikerinnen und Musikern ihren Respekt für die Leistungen. Früher habe sie nicht viel Jazz gehört, so die Ministerin, doch durch die Preisträgerkonzerte des Wettbewerbs sei sie von Jahr zu Jahr mehr zu einem Fan geworden. Auch die Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Dortmund Ute Mais freute sich über die mitreißende Musik der Bands und die erfolgreiche Wettbewerbsarbeit. Jugend jazzt NRW wird vom Landesmusikrat NRW zusammen mit Dortmund Musik ausgerichtet, letzteres eine Bezeichnung für die Musikschule der Stadt Dortmund. Deren Leiter Stefan Prophet drückte den Jazzern in der ersten Reihe die Daumen und sorgte mit Robert v. Zahn vom Landesmusikrat für eine kleine Einlage: Zusammen mit Ministerin Brandes und Bürgermeisterin Mais dankten sie dem Organisatoren des Wettbewerbs Thomas Haberkamp für die jahrzehntelange Arbeit für Jugend jazzt NRW und das Jugendjazzorchester NRW. Das Quartett überreichte dem Geehrten einen bastknisternden Geschenkkorb.
Die Überreichung der Urkunden an die Ensembles erfolgte dann zwischen den dichten Aufbauten der Bühne, die nicht nur für die Preisträgerinnen und Preisträger, sondern auch für das Jugendjazzorchester NRW vorbereitet war, das die zweite Programmhälfte bestritt. Viel Platz blieb da nicht, doch Ministerin und Bürgermeisterin verstanden es, ihre besondere Wertschätzung den Ensemblemitgliedern zu vermitteln – eine wichtige Motivation für die weitere musikalische Laufbahn.
Das Preisträgerkonzert 2025 zeigte in seiner Gesamtheit ein eindrucksvolles Bild des Jazznachwuchses in NRW: stilistisch vielfältig, technisch versiert, kreativ und voller musikalischer Persönlichkeit. Die Programmhälfte des Jugendjazzorchesters NRW mit seinen kraftvollen Big-Band-Arrangements, geleitet von Stefan Schulze, Münster, rundete diesen Eindruck ab, denn es spielen ja nicht wenige frühere Preisträgerinnen und Preisträger in dieser Big Band. Lars Wallat sorgte für den hervorragenden Sound im Domicil. Die Big Band und die Ensembles machten deutlich, wie wirkungsvoll die Nachwuchsförderung im Land junge Talente auf ihrem Weg begleitet und inspiriert.
Robert v. Zahn
Fotos: Kulturministerin Ina Brandes und die Dortmunder Stellvertretende Bürgermeisterin Ute Mais zeichneten am 5. Dezember im Domicil die Preisträgerinnen und Preisträger von Jugend jazzt NRW aus; Ina Brandes, Organisator Thomas Haberkamp und die Band F4F mit Sängerin Zara Furche aus Duisburg am 5. Dezember im Preisträgerkonzert Jugend jazzt NRW im Domicil Dortmund. Fotos: Kurt Rade.