Navigation für Screenreader Zur Hauptnavigation springen | Zum Seiteninhalt springen | Zur Meta-Navigation springen | Zur Suche springen | Zur Fuß-Navigation springen

Kulturenvielfalt im Kölner Zigeunerfestival

Vorangegangen war eine lange Festivalnacht in der Lutherkirche der Kölner Südstadt. Nun, am Fronleichnams-Nachmittag, luden Ensembles und Bands zum erneuten Kennenlernen der Zigeunerkulturen auf die Deutzer Wiese vor dem Turm des Landschaftsverbands Rheinland ein. Unverdrossen absolvierten sie schon den ganzen Vormittag über die Open-Air-Soundchecks, als habe es keine durchspielte Nacht gegeben.

Markus Reinhardt eröffnete das Festival und beschrieb seinen Antrieb mit den Worten: „Wir werden als Zigeuner überwiegend negativ wahrgenommen. Angeblich klauen wir und so weiter... Unsere Kultur ist aber bereichernd für alle.“ In Jan Krauthäuser hat er seinen Partner als Veranstalter gefunden. Krauthäuser gewinnt die Förderer und lanciert das Festival sicher innerhalb der immer strengeren Rahmenbedingungen. Für das Finden der Bands ist Rudi Rumstajn zuständig, ein Talentscout der Szene. Er erzählte auf der Bühne von den Ensembles des Festivals und ihren Hintergründen.

Schirmherrin Ulrike Lubek vom Landschaftsverband Rheinland begrüßte die Gäste persönlich. Der Landschaftsverband fördere das Festival, weil er sich in einer besonderen Verbundenheit mit den Zigeunern sieht. Sie und der Verband seien miteinander verbunden durch das Eintreten für Vielfalt und Toleranz: "Wir wehren uns gegen jede Art von Ausgrenzung. Immer wenn es darum geht, Minderheiten zu schützen, werden Sie den Landschaftsverband Rheinland in der ersten Reihe finden. Wir arbeiten daran, dass das ziemlich strapazierte soziale Band in unserer Gesellschaft wieder gestärkt wird," so Lubeck. Sie erinnerte auch an die Nationalsozialistische Herrschaft und daran, dass Mitarbeiter der Verbände an Deportationen von Zigeunern, auch in Vernichtungslager, beteiligt waren.

Drum herum zeigte sich die Musik der Gruppen und Künstler mit einer großen stilistischen Vielfalt. Die Latscho Drom Kids tanzten auf der Wiese vor der Bühne zu Balkanpop und sorgten von Beginn an für prächtige Stimmung. Der Latscho Drom Verein kümmert sich in Köln-Mülheim um Roma und seine verdienstvolle Jugendarbeit kann sich mit solchen Ergebnissen wie dieser Tanz-Performance sehen lassen. Von der Bühne erklang Rap der Herkulesstraße und Latin Swing des Lulo-Reinhardt-Trios.

Das Publikum füllte schon einen großen Teil der Wiese, als die Bozidar Brass Band mit ihren serbischen Fanfaren auch die letzten Passanten vom Deutzer Bahnhof herlockte, keiner konnte diesem Drive widerstehen. Die Gruppe Loyko entführte mit zwei Geigen, einer Gitarre und dreistimmigem Gesang in die russische Zigeunerkultur – etliche Male schon hat diese die westliche Kunstmusik beeinflusst, angefangen mit den Auseinandersetzungen Yehudi Menuhins mit dieser Musik. In Köln oft zu hören und doch immer wieder neu konzipiert ist das Markus Reinhardt Ensemble. Diesmal spielte es mit Elemer Balogh, einem Virtuosen des Cymbals.

Markus Reinhardt und Rudi Rumstajn trafen den Geist dieses Festivals mit ihrem Bekenntnis: „Bevor wir laufen, tanzen wir, bevor wir sprechen, singen wir“. Es war eine Veranstaltung des Zigeunerfestkomitees/Verein Südstadtleben und des Vereins Humba, und es wurde vom Landschaftsverband Rheinland, dem Landesmusikrat NRW und dem Kulturamt der Stadt Köln gefördert.

rvz

Fotos: Die Latscho Drom Kids am 4. Juni im Kölner Zigeunerfestival auf der Deutzer Wiese; Cymbalist Elemer Balogh und Geiger Markus Reinhardt; Fotos: LMR NRW.