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Komponistenworkshop von Gürzenich-Orchester und Landesmusikrat

Timo Ruttkamp und Mark Steinhäuser treffen Markus Stenz

Am 29. Januar probte das Gürzenich-Orchester in einem Workshop Werke von zwei jungen Komponisten aus NRW. Timo Ruttkamp und Mark Steinhäuser gehörten zu den Künstlern, die einem Aufruf des Landesmusikrats und des Gürzenich-Orchesters gefolgt waren und Orchesterkompositionen eingereicht hatten. Eine Jury hatte "Nachtlicht" von Ruttkamp und "wandernde Wege" von Steinhäuser ausgewählt. Generalmusikdirektor Markus Stenz und das Orchester ließen nun das erklingen, was die Komponisten bislang imaginieren mussten.

Mit außerordentlicher Professionalität ging das Orchester den Workshop an und vermittelte gleich zu Beginn in einem Durchlauf das "Nachtlicht" in einer ungemein plastischen Tonsprache. Komponist und Initiatoren des Workshops waren beglückt und es begann die Detailarbeit. Die förderte manche Kritik aus den Musikerreihen zu Tage: Eine zentrale, ständig wiederholte Figur der Violinen ließ sich nicht mit einem Bogenstrich nehmen und setzte einem geforderten Accelerando enge Grenzen. Schlagzeuger konnten ihr eigenes Tun nicht hören, weil eine Weisung, Klänge mit dem Bogen am Perkussionsinstrument zu erzeugen, diese im Orchester untergehen ließ.

Konzertmeister Torsten Janicke schlug vor, bei einer Tonfolge, die auf zwei leeren Saiten gespielt werden sollte, doch lieber Befingerung zuzulassen. Dem kam Ruttkamp willig nach, bei anderen Vorschlägen hingegen ließ er nach dem Workshop durchblicken, dass sie ihm, obgleich pragmatisch gemeint, zu sehr den künstlerischen Inhalt berührten.

Steinhäusers "wandernde Wege" schätzte Stenz als so arbeitsintensiv ein, dass er sich nach der Durchlaufprobe nur einen Ausschnitt vornahm, an dem er Eigenschaften des Werks exemplarisch erarbeitete. Steinhäuser setzt in vielen Partien auf das Obertonspektrum und komponiert Teile der Obertonreihe beispielsweise eines stehenden Klangs der Violoncelli in die anderen Orchesterinstrumente hinein. So einfach dies klingt, so schwer sind die beabsichtigten Klangeffekte zuweilen zu realisieren.

Die meisten Fragen der Musiker galten der Notation. Gilt ein Akzidens nur für den Ton, vor dem es steht, oder für den ganzen Takt" Sind die Hörner nach altem oder neuem System notiert, gilt also bei Noten im Bassschlüssel die obere Oktave oder der geschriebene Ton" "Natürlich im neuen System", meint Ruttkamp, und Stenz kommentiert zum Orchester: "Sehen Sie, der Mann ist keine dreißig Jahre alt, natürlich schreibt er im neuen System." Wenig später stellt sich heraus, dass der keineswegs greisere Mark Steinhäuser nach altem System notiert.

Seitens der "Arbeitsgemeinschaft Musik in Beruf, Medien und Wirtschaft" des Landesmusikrats NRW hatten deren Vorsitzende Peter Tonger und André Sebald (Stellvertreter) den Workshop initiiert. Die Jury bestand neben diesen beiden aus Manfred Trojahn, Hans Lüdemann, Frank Hilberg und Markus Stenz. Der Generalmusikdirektor zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis und regte eine Wiederholung für Anfang 2010 an.

Fotos: Das Gürzenich Orchester, Generalmusikdirektor Markus Stenz und der Komponist Timo Ruttkamp proben "Nachtlicht", Köln, Studio Stolbergerstraße, 29.1.2009.

Fotos: LMR NRW