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Festival Retour 1715: Ein Herbstbesuch in der Landesmusikakademie NRW

„BWV 1065 – The next Generation“, so betitelte Wolfgang Kostujak, Dozent beim diesjährigen Alte-Musik-Festival „Retour 1715“ sein abendliches Facebook-Posting am 14. Oktober 2015. Kostujak steckt, zusammen mit weiteren Kolleginnen und Kollegen des Dozententeams, mitten in der Arbeit an Bachs einzigem Concerto für vier Cembali und Streicher (a-moll, ja genau: BWV 1065!), das eine Gruppe von Jugendlichen aus dem weiteren Umfeld der Musikschule Mönchengladbach in Heek einstudiert.

Vieles klingt schon so, wie es sein soll, einiges müssen die neun Jugendlichen aber noch verbessern, doch dazu ist ja noch Zeit. Wie andere Ensembles in Heek auch nutzt die niederrheinische „Next Generation“ das Kursangebot in Heek nämlich dazu, sich auf den kommenden Wettbewerb „Jugend musiziert“ vorzubereiten, und dessen Anmeldeschluss ist erst Mitte November.

Aber nicht nur Jugendliche mit derart großen Ambitionen sind in Heek zu Gast. Insgesamt 55 junge und jüngste Musikerinnen und Musiker scharen  sich dort um das Team aus ca. zehn Dozentinnen und Dozenten sowie etliche Betreuerinnen und Betreuer, das den Kindern und Jugendlichen den Reiz der Musik von vor mindestens 250 Jahren näher bringt.

So gibt es ein Angebot „Gambe für alle“, es gibt Ensemblespiel für ein Blockflötenensemble, es gibt Unterweisungen in der Behandlung des Barockbogens auf Geige und Violoncello. Die Gestaltung des Basso continuo auf dem Cembalo wird ebenso in den Fokus genommen wie Fragen zur Wartung des Kielflügels oder der Pflege der besonders kritischen Wirbel bei Streichinstrumenten mit Darmsaiten. Ein volles Programm also, das keine Wünsche offen lässt.

Ein Festival braucht auch Konzerte. So gab es am Eröffnungstag ein Dozentenkonzert im Konzertsaal der Akademie und in der Wochenmitte den Höhepunkt: Ein Gastauftritt der Schirmherrin des Festivals Dorothee Oberlinger (Blockflöten) und ihres Salzburger Kollegen am Cembalo, Florian Birsak.  Unter dem Motto „Melting Pot London“, das auch für das gesamte Festival zur Anwendung kam, brannten die beiden internationalen Stars der „Alte-Musik“-Szene ein Feuerwerk ab von virtuoser Musik von Barsanti und Purcell, von Händel und Parcham, dessen Sonata über schottische Lieder den Abend eröffnete.

Es erklangen barocke Sonaten, Fantasien und die seinerzeit in England so beliebten „Grounds“, Variationen über einen ostinaten Bass. Am Schluss musste im Saal das Licht angeschaltet werden, damit das begeisterte Publikum die Künstler entließ. Drei Zugaben waren zu dem Zeitpunkt schon erklungen. Frau Oberlinger wird zudem am 15. Oktober noch in Heek sein, um Ensembles zu unterrichten.

Parallel zum Kurs fand eine Fortbildung für junge Baglamaspieler und ihre Lehrer um Prof. Kemal Dinc in Heek statt. Auch diese Gruppe saß im Publikum und war begeistert. Ihre große Freude konnte auch Antje Valentin nicht verbergen, die sich am Ende bei den Künstlern und den Sponsoren, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Kulturstiftung der Provinzialversicherung, dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, bei der NRW-Bank und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Akademie sowie beim Verein Focus Alte Musik NRW, dessen Mitglieder Ideengeber und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind, bedankte.

Am Ende der Woche stehen zwei weitere Konzerte an: Ein Werkstattkonzert in der Akademie am 16. Oktober, in dem das bis dann Erreichte präsentiert wird, sowie ein Konzert mit den Highlights der Woche in der Petrikirche in Münster.

(Michael Bender)

Fotos: „ BWV 1065 – The Next Generation“ mit Wolfgang Kostujak und Andreas Klingel; Blockflötenworkshop mit Petra de Gans; Fotos: LMR NRW.