Navigation für Screenreader Zur Hauptnavigation springen | Zum Seiteninhalt springen | Zur Meta-Navigation springen | Zur Suche springen | Zur Fuß-Navigation springen

Feste Paschalia: Heinz Martin Lonquichs Oster-Oratorium und Orlando di Lassos Petrusklage

Am Ostermontag erklang in der Kölner Kirche St. Johann Baptist erstmals das Oster-Oratorium "Amor Deus" von Heinz Martin Lonquich. Lonquich vertonte Texte aus den „Exercitia Spiritualia“ der Mystikerin Gertrud von Helfta (1256-1301). Er wählte sechs Hymnen aus, die die Liebe der menschlichen Seele zu Jesus in sinnlicher Weise ausdrücken.

Da die Mystik des Mittelalters dem heutigen Gläubigen nur noch wenig zu sagen vermag, setzt Lonquich seine Musik als Mittler zur Sinnlichkeit der Verse ein. Er stellt die sechs Texte in ein Oratorium, das er aus biblischen Texten neu zusammenstellte und vertonte. Die Texte Gertruds erklingen durch ein Trio Sopran-Solo, Violine und Klavier, die biblischen Oratorientexte durch Bariton-Solo, Chor und Kammerorchester mit Bläsern.

Bei der Vertonung greift Lonquich auch auf ältere eigene Kompositionen zurück. Das unterstützt eine Vielfalt der Kompositionsstile, homophone Sätze wechseln mit akkurat polyphonen, nahezu tonale mit zwölftönigen. In manchen Chorsätzen lässt Lonquich Passionserzählung und Reflexionen in Stimmenverdichtungen zusammenprallen, die ihresgleichen suchen, und in einem stimmungsvollen Halleluja, das seinen Anhängern schon vertraut ist, findet er zu einem Ende der Erlösung.

Richard Mailänder leitete das Oratorium mit straffem Esprit. Sein Figuralchor zeigte sich den schwierigen Chorpartien bestens gewachsen, das Neue Rheinische Kammerorchester sekundierte nachdenklich und sensibel und Bariton Fabian Hemmelmann konnte seine Texte verständlich wie ausdrucksstark in den Chor- und Orchesterklang einbetten. Schwieriger war es, Sopranistin Marlene Mild bei den Texten Gertruds zu folgen. Begleitet von Christine Rox an der Violine und von Martin von der Heydt am Klavier verstand sie es, die Verinnerlichung Gertruds von Helfta eindringlich zu vermitteln, der Worttext blieb dabei hinter der Expression zurück. Das Oster-Oratorium war ein eindrucksvoller Höhepunkt von Mailänders Reihe an Passionsveranstaltungen.

Figuralchor und Künstler-Union Köln veranstalteten die Reihe "festa paschalia" auch in diesem Jahr seit dem 27. März. In ihrem Mittelpunkt standen die religiöse und kulturelle Bedeutung der Kar- und Ostertage. Mit neun Konzerten, zwei Filmvorführungen und Werkstattgesprächen reflektierten sie das existentielle menschlichen Erleben von Leid, Tod und Hoffnung in der Passion und Auferstehung Jesu Christi vom Mittelalter bis ins Heute.

Am Abend des Karfreitags sang die Capella Quirina Neuß unter Leitung von Joachim Neugart in der Kölner Minoritenkirche die zwanzig geistlichen Madrigale und die Motette "Lagrime di San Pietro" von Orlando di Lasso. Der 22-köpfige Chor füllte die Kirche mit einer sinnlichen Klangfülle. Schicht auf Schicht von Lassos klingender Architektur entstand ebenso ausdrucksstark wie transparent. Zur ergreifenden Motette "Vide homo" stellte Neugart  seinen Kammerchor rings um die Zuhörergemeinde, so dass das Martyrium Christi von allen Seiten zu erfahren war - intonationsrein und in homogenem Klang trotz der weiträumigen Aufstellung.

Die Reihe "festa paschalia" wurde vom Landesmusikrat NRW aus Mitteln des Ministerpräsidenten des Landes NRW und von der RheinEnergieStiftung gefördert.

rvz

Fotos: Die Capella Quirina Neuß unter Leitung von Joachim Neugart am 2. April in der Minoritenkirche Köln.

Heinz Martin Lonquich zwischen seinen Gesangsolisten Marlene Mild und Fabian Hemmelmann nach der Uraufführung seines Oster-Oratoriums am 5. April. Foto: LMR NRW.