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Erster Fachtag des Netzwerks „Musik im Kita-Alltag NRW“ an der Musikschule Herford

Musikalisches Erleben mit Kindern in der Kita stand am 16. Mai in der Musikschule Herford im Mittelpunkt. Das Netzwerk „Musik im Kita-Alltag NRW“ hatte zum Fachtag eingeladen: „Es kann so einfach sein, man braucht nicht viel Wissen oder Talent.“ „Ich habe eine Anregung bekommen, wie ich gemeinschaftlich im Team Ideen entwickeln kann.“ „Wir sind frei in der Gestaltung und können von den Ideen der Kinder ausgehen.“ So und ähnlich formulierten die anwesenden 50 Erzieherinnen und Erzieher ihre Erkenntnisse aus dem ersten Fachtag des seit Januar 2017 agierenden Netzwerks. Die Netzwerk-Projektmanagerin Vera Hotten hat bereits jetzt mit dieser Tagungspremiere einen großen Erfolg verbuchen können. Gemeinsam mit den Dozentinnen Nina-Sophie Siekmann und Catrin Mawick entwickelte sie ein abwechslungsreiches Tagungsprogramm für den 16. Mai vor, das der Zielgruppe voll gerecht wurde.

Nach der Begrüßung durch Vera Hotten und den gastgebenden Musikschulleiter Thomas Steingrube ging es direkt mit einem  interaktiven Vortrag weiter. Siekman und Mawick erörterten im Wechsel das Qualitätsverständnis, die Prozessqualität und die beabsichtigte Wirksamkeit und Nachhaltigkeit, die sich hinter der Idee von Musik im Kita-Alltag verbergen. Es gelang ihnen, diese eher trockenen Begriffe mit Leben zu erfüllen, in dem sie immer wieder musikalische Schnipsel in den Vortrag einbauten, die das gerade Gesagte anschaulich erfahrbar machten. Ob das Statuenspiel, in dem die Teilnehmenden aus einem vorgelesenen Gedicht heraus die damit verbundenen Emotionen ganzkörperlich darstellten, eine eingestreute Improvisation zu einer Klanggeschichte oder ein Mai-Lied – der stete Wechsel zwischen Rezeption und eigener Aktivität hielt alle Anwesenden frisch und ermöglichte, die gerade gehörten Dinge sofort in eine eigene Erfahrung zu integrieren. Zu dieser Erfahrung kann gehören, dass Kinder vorschlagen, in einem Mai-Lied einen Elefanten einzubeziehen. Nina-Sophie Siekmann ermutigte die Teilnehmenden, auch fern liegende Vorschläge aufzunehmen, was im Sinne der Partizipation völlig in Ordnung ist.

So arbeiteten die Dozentinnen deutlich heraus, dass die Haltung der pädagogischen Fachkräfte wesentlich ist, um die partizipativen Selbstbildungsprozesse der Kinder zu unterstützen und einen gemeinsamen Lernprozess zu gestalten. Die damit verbundene Abgabe von Macht verlangt viel Vertrauen in die Kinder; selbstverständlich tragen die Erwachsenen aber weiterhin die Verantwortung. Dies verlangt eine hohe Aufmerksamkeit auf die sich ergebenen offenen Prozesse, die wiederum den Kindern erlauben, etwas als ihr Projekt zu sehen und damit auch selbst Verantwortung und vor allem Begeisterung dafür zu entwickeln. „Vom Zutrauen in den Menschen hängt alles ab.“ – dieses Zitat von Peter Ausländer umreißt kurz und knapp, worum es bei dieser Art von pädagogischer Haltung geht.

Die Musik als Ausdrucksbewegung ist der Ausgangspunkt für tägliche Erfahrungen, die auch andere Bildungsbereiche berühren. Andererseits legt diese tägliche Erfahrung den Grundstein für das Bewusstsein von Musik als Kulturgut. Diese Dimension der Musik kann sehr gut durch Kooperationen mit Orchestern, Künstlern und Musikschulen erfahren werden. Die tägliche Selbstverständlichkeit musikalischer Erfahrung, die Verbindung zwischen den Bildungsbereichen und die Kulturguterfahrung kann nur funktionieren, wenn dies in das Konzept der Einrichtung verankert ist. Ebenso gehören Weiterbildungen der pädagogischen Fachkräfte, der Transfer in die Ausbildung und die politische Arbeit zur Verstetigung dieses Ansatzes dazu. Die Dozentinnen schlossen den Vortrag mit einer deutlichen Ermutigung, im Feld der Kooperationen mutiger zu sein.

In der folgenden Kurzvorstellung von Kooperationsmöglichkeiten und Projekten stellten Hildegard Niedick von der Musikschule Gütersloh und Thomas Steingrube das Programm „Kita und Musikschule“ vor, das der Landesverband der Musikschulen in NRW mit Unterstützung des Kulturministeriums entwickelt hat (http://kita-und-musikschule.de).

Klaus Spitczok von Brisinski informierte über die Mobile Musikwerkstatt, eine Idee von Peter Ausländer. In Ostwestfalen-Lippe und inzwischen auch im Münsterland und Berlin fährt sie Kitas und Schulen an, um Instrumente zu bauen und Klangerfahrungen zu ermöglichen (www.mobile-musikwerkstatt.de).

Vera Hotten führte in die Struktur des Netzwerks „Musik im Kita-Alltag NRW“ ein und kündigte weitere Fachtage und die mögliche Begleitung von Kitas im musikalischen Aufbau an (www.kita-musik-netzwerk.nrw). Der kommende Fachtag in Schwerte ist bereits ausgebucht, für den Fachtag „Barrierefreies Musizieren in Kitas“, der am 21. Juni in Heek an der Landesmusikakademie NRW stattfindet, gibt es noch freie Plätze.

Zwei mal zwei Workshops konnten die Teilnehmenden dann nach der Mittagspause besuchen. Catrin Mawick arbeitete musikalisch-theaterpädagogisch und Nina-Sophie Siekmann improvisierte eine Klanggeschichte und reflektierte Möglichkeiten rund um die kreative Arbeit mit Klangerzeugern. Beide Workshops flossen in kleine Abschlusspräsentationen zusammen, bei denen die eine Gruppe auf elementaren Instrumenten die theatralischen Aktionen der anderen Gruppe begleitete.

In der Abschlussreflexion wurde die Begeisterung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer deutlich, die sich ermutigt fühlten, offen und partizipativ mit Musik an ihren Einrichtungen zu experimentieren. Als sich nach der Verabschiedung durch Vera Hotten niemand erhob, um zu gehen, mussten erst noch drei über den Tag erlernte Lieder erneut gesungen werden, ehe die Fachtagung wirklich beendet werden konnte.

Das Netzwerk „Musik im Kita-Alltag NRW“ wurde vom Landesmusikrat NRW, der Landesmusikakademie NRW, der Bertelsmann Stiftung und der Peter Gläsel Stiftung ins Leben gerufen mit dem Ziel, Musik in jeder Kita in NRW als Selbstverständlichkeit im  Kita-Alltag zu integrieren. Förderer des Netzwerks sind der Sparkassenverband Westfalen-Lippe, die Kulturstiftung des Rheinischen Sparkassenverbandes, die Bertelsmann Stiftung und die Peter Gläsel Stiftung.

(Antje Valentin)

Fotos: Eröffnungslied, einstudiert von Nina-Sophie Siekmann; Theaterpädagogische Aktion von Catrin Mawick in der Musikschule Herford; Fotos: LMA NRW.