Am 10. Juni 2025 fand in der Historischen Stadthalle Wuppertal das zweite Preisträgerkonzert des 62. Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ statt. Der traditionsreiche Wettbewerb, bei dem alljährlich Regionen in ganz Deutschland, Landesmusikräte und Deutscher Musikrat auf drei föderalen Ebenen zusammenarbeiten, präsentierte erneut einige der besten jungen Musikerinnen und Musiker, die beim Bundeswettbewerb mit ersten Preisen ausgezeichnet worden waren. Vor einem begeisterten Publikum spielten sie solistisch, als Duo oder TrioWerke unterschiedlicher Stilepochen und Besetzungen.
Kulturministerin Ina Brandes begrüßte die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit großer Herzlichkeit und dankte den Organisatoren der Veranstaltung und besonders den Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen für ihre Engagement. Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats, dankte ihr für die Förderung. In zwei Jahren gastiert der Bundeswettbewerb ein weiteres Mal in NRW, diesmal in Bonn, und wieder engagiert sich das Kulturministerium. Brandes meinte sarkastisch, dass das nicht alle zwei Jahre so weiter gehen könne, sonst sei auch NRW überfordert. Krüger würdigte besonders die Leistung von Raphael Amend, des Leiters der Bergischen Musikschule, der sich sowohl in der Planung als auch in der Durchführung des Wettbewerbs sehr stark eingesetzt hat. Ihm galt langer Applaus des Publikums.
Das Programm des Preisträgerkonzerts bot dem Publikum einen Querschnitt durch musikalische Epochen, Klangfarben und Ausdrucksformen. Schon der Auftakt zog alle in den Bann, als Popsängerin Leni Hornbach am Flügel “Billie Jean” von Michael Jackson und “What About Us” von Pink nuanciert darbot. Isabel Dungworth (Posaune) aus Kattendorf und Raphael von Franqué (Klavier) aus Hamburg vereinten in der a-Moll-Sonate von Benedetto Marcello klangschönes Spiel mit stilistischer Klarheit. Helene-Amalia During (Horn, Großenkneten) und Quinn Hendrik Kowars (Klavier, Sandkrug) wagten sich mit Paul Hindemiths Hornsonate an ein herausforderndes Werk der Moderne. Ihre Interpretation war geprägt von musikalischer Reife und technischer Souveränität. Ein solistischer Höhepunkt war Antonia Emilia Körbers (Gärtingen) Darbietung von „Butterfly“ des zeitgenössischen Komponisten Nils Rohwer auf der Marimba. Mit feinem Gespür für Klangschattierungen und rhythmischer Präzision ließ sie das Schlaginstrument geradezu singen.
Unverkennbar folkloristisch und mitreißend präsentierte sich das Hackbrett-Ensemble aus Eggstätt – bestehend aus Annika Ebel, Elisabeth Ebel, Maria Eisner und Johanna Kadner – mit dem traditionellen „Krivo Horo“. Ihr Zusammenspiel überzeugte durch rhythmische Dynamik und Ausdruckskraft. Nicolas Emanuel Birkenheier (Blockflöte) und Paul Gurti (Klavier) aus Saarbrücken interpretierten den „Cantus op. 83,1“ von Egil Hovland. Sie gestalteten das Werk mit feiner Klangbalance zwischen der warmen Blockflötenstimme und dem expressiven Klaviersatz. Eindrucksvoll war Benedikt Victor David Maria Dans (Violoncello) Darbietung des Prélude aus Bachs fünfter Cellosuite in c-Moll. Mit großer Tiefe und eigenwilliger Sensibilität entfaltete er den meditativen Charakter dieses Meisterwerks.
Ein spannendes Spiel mit musikalischer Rückschau bot Emma Cheyenne Escudero Garcia (Klavier, Lübeck) mit „Back to Bach“ von Jean-Denis Michat – ein Stück, das barocke Elemente virtuos mit modernen Ausdrucksformen verwebt. Alma Coelle (Viola, Berlin) überraschte das Publikum mit einer rein gezupften Interpretation von Garth Knox’ „Viola Space“. Ihr fein nuanciertes Pizzicato-Spiel verlieh dem Werk Leichtigkeit und klangliche Raffinesse. Den Abschluss bildete das Trio von Francis Poulenc für Oboe, Fagott und Klavier, dargeboten von Yuni Kim (Oboe, Berlin), Helen Rau (Fagott, Kassel) und Babett Lehnert (Klavier, Leipzig). Mit klarem Zusammenspiel, kammermusikalischem Feingefühl und französischem Esprit rundeten sie das Konzert überzeugend ab.
Ein Höhepunkt des Abends war die Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreises der Sparkassen-Finanzgruppe für ein besonders förderungswürdiges Familienensemble. Ausgezeichnet wurden die Brüder Valentin Leonhard Pommée und Kilian Thomas Pommée aus Wuppertal. Sie traten in der Kategorie Gitarren-Duo an und überzeugten durch ihr energetisches Zusammenspiel. Die Jury würdigte nicht nur die technische Qualität ihres Vortrags, sondern auch das beeindruckende Maß an gemeinsamer musikalischer Reife, das die beiden Brüder auf die Bühne brachten, wie Axel Jütz, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wuppertal, ausführte. Dieser betonte besonders die Bedeutung musikalischer Bildung in Familien. Der Preis soll junge Ensembles motivieren, das gemeinsame Musizieren im familiären Rahmen weiter zu pflegen und öffentlich sichtbar zu machen.
Das Konzert war eingebettet in das umfangreiche Programm des Bundeswettbewerbs, der erstmals in Wuppertal stattfand. Über 1.800 junge Menschen aus ganz Deutschland waren an Wertungsspielen und Rahmenveranstaltungen beteiligt. Die Stadthalle Wuppertal wird damit zum kulturellen Mittelpunkt eines musikalischen Großereignisses, das sowohl durch seine künstlerische Qualität als auch durch seine gesellschaftliche Relevanz beeindruckt.
rvz
Foto: Oboistin Yuni Kim, Fagottistin Helene Rau und Pianistin Babett Lehnert am 10. Juni 2025 in der Stadthalle Wuppertal; Foto: LMR NRW.