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Das Sparda Musiknetzwerk zeichnete beispielhafte Projekte aus

Es ist schon eindrucksvoll, wenn ein gut besetzter Musikverein wie der Verein Harmonie aus Wolfert auf der Bühne des Partikasaals der Düsseldorfer Musikhochschule Platz nimmt. Dichte Bläserreihen reichten am 29. September auf der Bühne von ganz links bis ganz rechts und die Lebensalter von ganz jung bis zu Senioren. Der Traditionsverein, der für seine beispielhafte Nachwuchsarbeit ausgezeichnet wurde, spielte eine Polka, einen Marsch und einen Song von Michael Jackson. Wer glaubte, der letztere sei der Nachwuchsarbeit geschuldet, sah sich im Interview von Moderator Tribes mit zwei jungen Tenorhornistinnen getäuscht. Ganz klar bekannten beide, dass ihnen aus dem Repertoire des Musikvereins Harmonie Wolfert die Polkas am liebsten seien. Nachwuchsarbeit ist alle Male mehr als Repertoire-Anbiederung – das wurde nicht nur in diesem Teil des Festakts klar.

Bereits seit 14 Jahren verfolgt das Sparda-Musiknetzwerk erfolgreich das Ziel, Projekte zu fördern, die der Zukunftsorientierung musikalischer Bildungsarbeit dienen und einen modellhaften Charakter haben. Einmal jährlich werden bis zu vier Projekte mit der Sparda-Musiknetzwerk Auszeichnung prämiert. Bewerben konnten sich öffentliche Musikschulen, Chöre sowie Laienmusikensembles und -vereine. So etwa die Rheinische Musikschule aus Köln, aus deren Reihen in regelmäßigen Abständen auch ein Festival der Neuen Musik entsteht.

ZettEMM, das jährliche Jugendfestival für zeitgenössische Musik, bietet je fünf Konzerte, zumeist in der Alten Feuerwache Kölns. Alle sprechen Menschen aller Altersschichten an. Es spielen Ensembles der Rheinischen Musikschule oder die von Kooperationspartnern, so das Studio Musikfabrik von Musikfabrik und Landesmusikrat NRW. Im Festakt demonstrierte ein Ensemble für Neue Musik der Musikschule, das Ulla Grümmer vorbereitet hatte, was man in so einem Festival hören kann:

Die neun Streicher und Blasmusiker des Ensembles verteilten sich über die Bühne und stellten sich mit verschiedenen Blickrichtungen auf. Matthias Schlothfeldts „Rotations“, eine gelenkte Improvisation des Kompositionslehrers an der Folkwang Universität der Künste, forderte von ihnen, so leise wie möglich gemessene Töne zu spielen und sich dabei langsam um die eigene Achse zu drehn. Das Ergebnis war bemerkenswert und sorgte für größte Ruhe im Saal. Die konzentrierte Interpretation begeisterte das Publikum und sorgte für langen Applaus im Partikasaal. Zudem spielte das Ensemble den „Abgesang auf eine Zeit“ von Markus Koropp, einem Musiker des Ensembles, der damit eine sarkastische Hommage auf den Radetzky-Marsch vorstellte, sowie John Cages Aria für Vokalensemble.

Zusammen mit der Stiftung der Sparda Bank West nehmen der Landesverband der Musikschulen in NRW und der Landesmusikrat NRW die Auszeichnungen vor. Ihr Augenmerk galt in diesem Jahr auch Anstrengungen von Musikschulen für die Alte Musik. Die Barockakademie der Musikschule Dortmund und das Projekt Musica sine Terminis der Musikschule Siegen erhielten einen gemeinsamen Preis und führten deshalb auch ihre Ensembles zu einer ausdrucksvollen Aufführung zusammen. Barbara Bielefeld-Rikus erläutert im Gespräch mit Nicolas Tribes, wie wichtig die Beschäftigung mit Alter Musik in der musikalischen Bildung ist und dass Ensembles für Alte Musik die Bindungskraft von Garagenbands entwickeln können.

Staunen ließ auch ein Projekt der Musikschule Bocholt, die mit Partner musikalischen Anteil an den Quartieren (Stadtteilen oder Vierteln) der Stadt nimmt. Für jedes Quartier gibt es ein eigenes Konzept, das gemeinsam mit Partnern wie Kindergärten, Schulen, soziale Einrichtungen vor Ort entwickelt wird und immer auch musikalische Bestandteile enthält.

So würdigte die Chefin der Sparda-Stiftung Ursula Wissborn abschließend vor allem die Vielfalt des Engagements, das Musikschulen und Vereine in Nordrhein-Westfalen bieten.

rvz

21 Bewerbungen waren eingegangen und die Begründungen für die Ausgezeichneten lauteten:

Musikschule Bocholt-Isselburg, Verein Leben im Alter, Seniorenbüro der Stadt Bocholt, AWO, Caritasverband u.a.

Projekt: Musik im Quartier

Möglichst viele Menschen musikalisch zusammenzubringen sowie Jung und Alt einen niederschwelligen Zugang zur Musik zu ermöglichen sind Ziele, welche die Musikschule Bocholt mit ihrem Projekt „Musik im Quartier“ verfolgt. So finden seit nunmehr drei Jahren monatlich musikalische Nachmittage in verschiedenen Stadtteilen (Quartieren) statt. Für jedes Quartier gibt es ein eigenes Konzept, das gemeinsam mit den interessierten Akteuren vor Ort (Kindergärten, Schulen, soziale Einrichtungen etc.) entwickelt wird und auf die vorhandenen Ressourcen sowie die dort lebenden Menschen abgestimmt ist. Treffen sich in einem Quartier eher Senior(inn)en, haben sich in anderen Stadtteilen gemeinsame Musikgruppen von Senior(inn)en und Kindergartenkindern gebildet. Wiederum andere Quartiere trommeln mit behinderten Menschen. Alle Quartiersangebote sind kostenfrei.

Die Jury des Sparda-Musiknetzwerkes würdigt mit der Auszeichnung ganz besonders die individuell spezifische Angebotsstruktur für die einzelnen Quartiere, die beispielhaft auch für andere Kommunen wirken kann.

Musikschule Dortmund, TU Dortmund, Chorakademie Dortmund

Projekt: "Barockakademie der Musikschule Dortmund"

Fritz-Busch-Musikschule der Universitätsstadt Siegen, Kinder- und Jugendchor Siegen Süd, Verein Focus Alte Musik, Musikschule Beckum Warendorf

Projekt: "Musica sine Terminis - Musikalische Reise im alten Europa"

Die Auszeichnung geht gemeinschaftlich an die Musikschulen, da beide sich in vorbildlicher Weise für die Pflege und Vermittlung „Alter Musik“ einsetzen.

Eine Brücke schlagen zwischen Alter Musik und heutiger Zeit – diesem Thema haben sich die Musikschulen Dortmund und Siegen gewidmet und hierfür jeweils ein modellhaftes Projekt entwickelt. In beiden Konzepten spielt das gemeinsame Musizieren unter partizipativen Ansatz eine wesentliche Rolle.

An der Barockakademie Dortmund werden – neben regelmäßigen Kursen und Unterrichtsstunden durch renommierte Dozent(inn)en – zum Beispiel auch Ensembles gebildet, in ihrer weiteren Entwicklung unterstützt und zu einem selbstverantworteten Proben geführt. Darüber hinaus werden Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten organisiert. Auch ein Barocktag und ein Wochenende mit Proben, Vorträgen und einem Werkstattkonzert fanden bereits statt. Alle Veranstaltungen sind offen und kostenlos für Interessierte jeden Alters.

In Siegen musizierten in einem interaktiven viertägigen Workshop 59 Musiker(innen) unterschiedlichsten Leistungsstands und Alters miteinander. Das Programm umfasste neben Ensemblearbeit beispielsweise auch themengebundene Workshops, Vorträge sowie Tanz und Improvisation. Inhalt und Ablauf wurde von den Teilnehmer(inne)n selbst mitgestaltet. Den Abschluss bildete ein öffentliches Konzert. Idee war es zu zeigen, was kulturell durch gegenseitige Einflüsse nationaler Stile und deren Vermischung an „Neuem“ entstehen kann.

Dass zwei bedeutende Musikschulen in NRW das Genre der Alten Musik so dezidiert in den Fokus nehmen und dabei neue partizipative Formate entwickeln, war Anlass für die Jury, beide Musikschulen gemeinsam für ihre Arbeit auszuzeichnen

Musikverein Harmonie Wolfert e.V.

Projekt: Langfristige Zukunftssicherung eines Traditionsvereins durch aktiven Einbezug von Kinder und Jugendlichen

Der Musikverein des 300 Seelen-Dorfes Wolfert ist ein wichtiger Bestandteil der dörflichen und kirchlichen Gemeinschaft. Da die Entfernung zur nächsten Musikschule weit ist, bildet der Verein seinen Nachwuchs seit ein paar Jahren selbst aus. Interessierte Kinder und Jugendliche erhalten kostenlosen instrumentalen Einzelunterricht durch ausgebildete Musiklehrkräfte vor Ort. Darüber hinaus nehmen sie schon bald an den Gesamtproben des Vereins teil und dürfen bei ersten leichten öffentlichen Auftritten mitwirken. Auf diesem Weg wird der Nachwuchs schnell in das Orchester integriert. Von den 24 aktiven Vereinsmitgliedern haben bereits acht Musiker(innen) das vereinseigene Ausbildungsprogramm durchlaufen. Seit 2017 bietet der Verein darüber hinaus für die Jüngsten eine Musikalische Früherziehung an.

Die Jury würdigt mit einer Auszeichnung des Sparda-Musiknetzwerk das außergewöhnliche Vereinsengagement, in einer kleinen Gemeinde das gemeinsame Musizieren zu einem prägenden Bestandteil des gesamten Dorflebens zu machen. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass gerade im ländlichen Raum die Musik gemeinwohlstärkend und identitätsstiftend wirken kann.

Rheinische Musikschule der Stadt Köln und ihre Partner

Projekt: ZettEMM – Jugendfestival für zeitgenössische Musik

Ein Festival von Jugendlichen für Jugendliche, welches die gängigen Konzertsituationen und -formate neu überdenkt und eigene Wege beschreitet, eine Veranstaltung, die Spaß an der zeitgenössischen Musik vermittelt und flexible Kooperationen mit verschiedensten Partnern unterhält: Das ist ZettEmm_20_18, ein Festival, das von der Musikschule Köln jährlich durchführt wird. Auf dem Programm stehen jedes Jahr fünf Konzerte von jeweils 30 Minuten Dauer. Während der halbstündigen Pausen können die Besucher(innen) verschiedene Angebote wie zum Beispiel Workshops, audiovisuelle Kompositionen und Videos oder auch offene Fragen- und Gesprächsrunden besuchen. Der Besuch des Festivals ist kostenfrei und bietet insofern einen niederschwelligen Zugang für interessierte Jugendliche.

Neue Musik, die oft als hermetisch oder unzugänglich erlebt wird, auf diese frische und unkonventionelle Art zu präsentieren und dabei durch Raum- und Zeitgestaltung besonders für Jugendliche zugänglich und spannend zu gestalten, ist ein besonderes und nachahmenswertes Verdienst der Kooperationspartner in Köln, das die Jury des Sparda-Musiknetzwerkes gerne mit der Auszeichnung 2018 würdigt.

Fotos: Bläser der Barockakademie der Musikschule Dortmund; Angelika Braumann, Nicolas Tribes und Barbara Bielefeld-Rikus erläutern die Konzepte ihrer Nachwuchsarbeit in der Alten Musik; das Ensemble für Neue Musik der Rheinischen Musikschule Köln; der Musikverein Wolfert beim Festakt des Sparda Musiknetzwerks im Partikasaal der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf am 29. September 2018; Fotos: LMR NRW.