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Amateurmusikerinnen und -musiker der Kulturen trafen sich in Bochum

Das Netzwerktreffen „KlangVerbindungen: Inspiration und Vernetzung für die Amateurmusik“ des Landesmusikrats NRW, das traditionelle Amateurmusikvereine aus Nordrhein-Westfalen mit Amateurmusiker:innen aus Zuwanderungskulturen und verschiedene Initiativen der Amateurmusik zusammenbrachte, bot am 14. Juni 2025 eine lebendige Plattform für Austausch, Inspiration und neue Kooperationen. Der Landesmusikrat hatte zusammen mit der Musikschule Bochum ins Anneliese Brost Musikforum Ruhr geladen. Die Veranstaltung, die musikalische Beiträge, Vorträge und persönliche Gespräche vereinte, zeigte eindrücklich, wie kulturelle Vielfalt die Amateurmusikszene bereichern kann. Der Fokus richtete sich dabei auf erfolgreiche Beispiele teilhabeorientierte und partizipative Förderprojekte des Landesmusikrats.

Eröffnet wurde das Programm von fröhlichen und aktivierendne Klängen eines inklusiven Ensembles unter Leitung von Claudia Schmidt. An Klavier und Schlagzeug erklang John Williams‘ „Cantina“ aus dem ersten Film der Star Wars-Reihe, die legendäre Szene einer Weltraumkneipe, in der sich Wesen aus den verschiedensten Ecken der Galaxis aufhalten. Die Kooperation der Musikschule Bochum mit dem Verein gesamtkunstwerk hat immer wieder beeindruckende Ensembles hervorgebracht, bei denen Menschen mit und ohne Behinderung professionelle Programme darbieten. Was auch Christine Siegert, Präsidentin des Landesmusikrats NRW, in ihrer Begrüßung des Publikums würdigte. Ihr liegt an der Vernetzung aller Amateurmusiker:innenin diesem Land unabhängig von Herkunftskulturen und musikalischen Prägungen und sie setzt auf die inklusive Kraft der Musik.

Dies demonstrierten Musikerinnen und Musiker des Kooperationsprojekts „Blasmusik-Marathon“, das vom Musikverein Körbecke 1958 organisiert wird und über 100 Blasmusiker:innen in gemischten Ensembles aus verschiedenen Musikvereinen zu einem zwölfstündigen Konzert zusammenbringt. Mit Polkas zeigte Dirigent Udo Seifert die breite Klangpalette des Egerländer Blasmusikgenres.

Die Sänger:innen des Düsseldorfer Projekts „Wortklang – Sprache lernen mit Musik“ und Dozent Hamidreza Rahbaralam verdeutlichten, wie gesungene deutsche Sprache für Menschen aus Ländern wie Ukraine, Türkei, Iran, Russland, China und Sri Lanka Gemeinschaft stiften, die Sprachpraxis verbessern und interkulturelle Brücken bauen kann.

Mary Bui und der Kinderchor des Übehaus Kray e.V. brachten hinreißende Auszüge aus einem Gespenster-Musical in das Musikforum. Die Künstlerische Leiterin des Übehauses Lesley Olsen führte in die Arbeit mit den Kindern des Stadtviertels Kray ein. Zuletzt bot der Brückenklang Chor des ChorVerbands NRW unter Leitung von Betin Güneş ein stimmungsvolles türkisch geprägtes Repertoire.

Blasmusik, Kinderchor, musikalisches Sprachlern-Projekt, interkultureller Chor und inklusives Ensemble standen stellvertretend für die Vielfalt der Amateurmusik, die traditionelle Instrumente und Gemeinschaftsgesang mit interkultureller Offenheit verband. So zeigte das Musikprogramm, wie Musikgenerationen- und kulturenübergreifend wirken und Einschränkungen überwinden kann.

Im Wechsel mit den Musikdarbietungen luden Vorträge in einen angrenzenden Raum des Musikforums zur Vertiefung des Wissens über kulturenverbindende musikalische Arbeit ein. Wie entwickle ich etwa nachhaltige und diversitätsorientierte Projekte, fragte Ayham Nabuti von ARTpolis, dem Community Arts & Music-Lab des Bonner Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen. 

Das Music-Lab richtet eine Vielzahl inklusiver Angebote an heterogene Zielgruppen aus der Region. Eindrucksvoll war die Schilderung, wie Workshops mit älteren Menschen aus Seniorenheimen durchgeführt werden, die per Lastenfahrrad zu den Veranstaltungen gebracht werden. Diese kreative Form der Teilhabe unterstreicht den inklusiven Anspruch des Vereins.

Wie gelingen Kooperationen und Projekte? Dies fragten Annegret Keller-Steegmann, Kolja Schumacher und Cana Yüksel vom Verein Bahtalo in Duisburg. Annegret Keller-Stegmann berichtete von ihrer langjährigen interkulturellen Arbeit, die 2013 im Kontext eines von Roma bewohnten Hauses in Duisburg begann. Damals habe man sich wie „Outlaws“ gefühlt, erinnerte sie sich. Heute jedoch erfahre die Arbeit Anerkennung, Preise und Förderung, letztere unter anderem durch den Landesmusikrat NRW. Besonders betonte sie die Bedeutung von Kindern als verbindendes Element zwischen den Kulturen.

Cana Yüksel ergänzte das Bild mit Einblicken in die Jugendarbeit und die engen Kooperationen mit kulturellen Einrichtungen in Duisburg. Besonders erwähnenswert ist die anstehende Zusammenarbeit mit der Duisburger Oper zur Saisoneröffnung 2025/26, ein Zeichen dafür, wie erfolgreich interkulturelle Arbeit auch auf institutioneller Ebene wirken kann. Kolja Schumacher, Vorsitzender des Vereins Bahtalo, machte deutlich, wie wichtig Partnerschaften mit anderen Kultureinrichtungen sind. Ohne solche Kooperationen fehle es an Räumen und Ressourcen für jegliche Initiative. Die Netzwerkbildung sei deshalb existenziell für die kulturelle Arbeit seines Vereins.

Susanne Wagner, Paul Wagner und Mohamad Mostafa vom Verein meilenweit in Langenfeld schilderten ihre Erfahrungen in der Arbeit mit heterogenen Gruppen. Sie begannen mit inklusiven Projekten mit Flüchtlingen, die nach Langenfeld gelangten, - eine Arbeit, die im Zuge der Einwanderung von 2015/16 erheblich ausgeweitet wurde. Im Hinblick auf aktuelle gesellschaftliche Debatten sieht sich der Verein verstärkt in der Verantwortung, Demokratie- fördernden Projekte zu initiieren. Ein laufender Wettbewerb prämiert Songs, die sich mit dem Thema Demokratie auseinandersetzen und dabei auch breite kulturelle Ausdrucksformen einbeziehen.

Der Informatiker und Vorsitzende der Chorjugend NRW Felix Herrmann widmete sich dem Schnittpunkt von künstlicher Intelligenz und kultureller Netzwerkarbeit. Er beschrieb, wie sich „Prompting Engineering“ von einer spezialisierten zur allgemeinen Kompetenz entwickelt habe. Im Zentrum stehe stets der Dialog mit der KI, um durch gezielte Fragestellungen optimale Ergebnisse zu erzielen. Für Chöre und Musikvereine ergeben sich hier viele Chancen einer effektiveren Arbeit, etwa in Hinblick auf Veranstaltungen. 

Mit Blick auf kommende Entwicklungen, etwa der Integration von ChatGPT 5 in Kalender- und Organisationssoftware, eröffnen sich weitere Potenziale. Für das Planen von Veranstaltungen der Amateurmusik kann es interessant sein, das Angebot „Frag Amu“ des Bundesmusikverbands Chor & Orchester mit einer KI-App zu kombinieren. Man gewinnt erweiterte Möglichkeiten der Veranstaltungsplanung und Vereinsorganisation.

Die Veranstaltung führte der Landesmusikrat NRW in Kooperation mit der Musikschule Bochum durch. Sie wurde von Sandra Hoch, Referentin des Landesmusikrats, von Kolleginnen aus der Geschäftsstelle sowie von Rainer Buschmann und Kolleginnen aus der Musikschule Bochum organisiert. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW förderte. Die Veranstaltung zeigte, wie vielfältig und zukunftsorientiert die Arbeit in der Amateurmusikszene ist, wenn traditionelle Strukturen sich für neue Impulse öffnen. Der Austausch förderte gegenseitiges Verständnis und legte den Grundstein für neue Partnerschaften.

rvz

Fotos vom Netzwerktreffen “KlangVerbindungen” im Musikforum Ruhr am 14. Juni 2025: Tomek Wozniakowski

Foto 1 Übehaus Kray
Foto 2: Brückenklang Chor
Foto 3: MS Bochum & gesamtkunstwerk e.V.
Foto:4: Eröffnung durch Christine Siegert
Foto 5: Stand Dt. Musiktherapeut. Gesellschaft RV NRW
Foto 6: Gespräche
Foto 7: Mitwirkende Blasmusik-Marathon
Foto 8: Gespräche am Stand der Kreischorvereinigung Köln e.V.
Foto 9: Gespräche
Foto 10: ein Kind vom Übehaus Kray
Foto 11: Gespräche
Foto 12: Projekt „Wortklang – Sprache lernen mit Musik“