Am Sonntag, dem 18. Mai 2025, wurde das Rhein-Sieg-Forum in Siegburg zum Schauplatz eines länderübergreifenden musikalischen Ereignisses: Unter dem Titel „Let’s Rock the Strings“ präsentierten das LandesZupfOrchester Nordrhein-Westfalen unter der Leitung von Christian Wernicke, das Musikerinnen und Musiker des Jugendzupforchesters NRW einschloss, sowie das Landeszupforchester Rheinland-Pfalz unter der Leitung von José Antonio Zambrano Rivas ein facettenreiches Programm. Es stellte eindrucksvoll die Vielfalt und Akkuratesse der Zupfmusik unter Beweis.
Das Konzert begann mit einem Tribut an den Barock in Form einer C-Dur-Sinfonie von Antonio Vivaldi, die Christian Wernicke für das LandesZupforchester NRW arrangiert hat. Mit Schwung führte es direkt zur ersten Uraufführung des Konzerts, dem Walzer „Snow“ von Moritz Laßmann, einer wunderbaren Reminiszenz an den traditionellen Gesellschaftstanz, der bei Laßmann wiederholt von scheinbar unpassenden musikalischen Linien durchbrochen wird, ja, sogar zu stolpern scheint.
Weitere Höhepunkte waren die Uraufführungen zweier Auftragskompositionen von Martín Letelier, „Variaciones sobre el canto de todos“ durch das LandesZupfOrchester NRW und von Valentin Dicken, „A Way Home“ mit ausgedehnten lyrischen Passagen, während der man im Forum eine Stecknadel hätte fallen hören. Letzteres bot das ZupfOrchester Rheinland-Pfalz unter Leitung von José Antonio Zambrano Rivas. Die Werke erweitern das Repertoire der Zupfmusik um experimentelle Klänge und zeigen eine bemerkenswerte stilistische Bandbreite, die mit Zupfinstrumenten möglich ist. José Antonio Zambrano Rivas stellte sein eigenes Werk „Coqueta“ vor, bei dem die Solistin Lotte Nuria Adler mit den Rheinland-Pfälzern auftrat. Lotte Adler ist Konzertmeisterin des dortigen Landesensembles und zudem Dozentin beim Jugendzupforchester NRW.
Es folgten weitere preisgekrönte Stücke des Siegburger Kompositions-Wettbewerbs, darunter „Wiretap” von David Lipten, interpretiert von einem Trio der Hochschule für Musik und Tanz Köln, sowie „Whirling Dervish” von Jimmy Kachulis und „Tango y Baiao” von Ivan Božičević, mit tänzerischer Grazie geboten vom Zupforchester der Hochschule für Musik und Tanz.
Die Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Siegburg Susanne Haase-Mühlbauer begrüßte das Publikum Rhein-Sieg-Forum und erläuterte die Entstehungsgeschichte des Projekts. Dahinter steht vor allem Stefan Geffroy, Vizepräsident des Bundes deutscher Zupfmusiker NRW und Organisator des LandesZupfOrchesters, der die Zusammenarbeit der beiden Landesverbände anging, für Förderung durch den Bundesmusikverband Chor und Orchester sorgte und auch selbst im Ensemble mitspielte. Die erforderliche Co-Förderung kam von der Engelbert-Humperdinck-Stiftung Siegburg.
Alle Musikerinnen und Musiker zusammen sorgten für die Uraufführung von „A Baker’s Tale“ des amerikanischen Komponisten David Jason Snow, dem Gewinner des 35. Siegburger Kompositionswettbewerbs. Dieses speziell für die Besetzung der beiden Landesorchester geschriebene Werk entfaltete unter der Leitung Christian Wernickes eine klangliche Erzählung, die das Publikum merkbar fesselte. Fulminant dann der bewährt mitreißende „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saent, für Zupfmusik bearbeitet von Christopher Grafschmidt. José Antonio Zambranzo Rivas leitete hier das Gesamtorchester.
Das Zusammenspiel der beiden Landesorchester, ergänzt durch die Beiträge der Kölner Musikstudierenden, verlieh dem Konzert eine besondere Dynamik. Die Musikerinnen und Musiker demonstrierten nicht nur technische Virtuosität, sondern auch ein tiefes musikalisches Verständnis und eine bemerkenswerte Ausdruckskraft. Die Dirigenten Wernicke und Zambrano Rivas führten ihre Ensembles mit Präzision und Leidenschaft, und vermittelten allen eine Lust auf mehr Zupfmusik.
Das Konzert wurde live gestreamt und ermöglichte somit auch einem internationalen Publikum den Zugang zu diesem besonderen Ereignis. Die Veranstaltung damit auch ein Beitrag zur Förderung und Weiterentwicklung der Zupfmusikszene in Deutschland. Die Zusammenarbeit zwischen etablierten Orchestern, jungen Komponisten und angehenden Musikern zeigte, wie fruchtbar der Austausch zwischen den Generationen und Regionen sein kann.
rvz
Fotos: „Let’s Rock the Strings“: Das LandesZupfOrchester NRW unter der Leitung von Christian Wernicke am 18. Mai im Rhein-Sieg-Forum Siegburg; das ZupfOrchester Rheinland-Pfalz mit Solistin Lotte Nuria unter Leitung von José Antonio Zambrano Rivas im Rhein-Sieg-Forum Siegburg.