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25 Jahre Landesspielleute-Korps des Volksmusikerbunds NRW

Zur Feier seines 25-jährigen Jubiläums holte sich das Landesspielleute-Korps gewichtige Verstärkung ins Concert Haus Coesfeld: Das Blasorchester Everswinkel und die Kantorei Anna-Katharina Coesfeld ließen zusammen mit dem Korps das Hauptwerk des Abends, die Suite „Der Hohe Tag“ von Friedrich Deisenroth, erstrahlen. Freunde des Spielmannswesens aus dem ganzen Land waren am 20. Oktober im Concert Theater zusammengekommen, um die 25-jährige Arbeit des Korps zu würdigen und das Ergebnis zu genießen. Rüdiger Maas, einer der beiden derzeitigen Dirigenten, übernahm die Moderation, sein Kollege Henner Schumann das Dirigat des Korps.

Das Korps besteht heute aus insgesamt 80 jungen und jung gebliebenen Musikerinnen und Musikern aus ca. 30 Vereinen. Einzige Voraussetzung zum Mitspielen ist ein abgeschlossener D3-Lehrgang. Wer ihn vorweisen kann, darf sich zu einer Arbeitsphase formlos hinzugesellen und das Mitspielen ausprobieren. Das Korps hat sich bei seiner Gründung zwei Zielen verpflichtet, der Pflege der traditionellen Spielleutemusik und die Erkundung neuer Wege und Möglichkeiten des Musizierens.

In der Gründungszeit spielte es vor allem Werke der Blasmusikliteratur, die auf die Besetzung des Korps hin umgeschrieben wurde. Für die neuen Wege suchte es die direkte Zusammenarbeit mit Komponisten aus ganz Deutschland und aus Holland. Mit Dirigenten wie Hans Orterer, Wolfgang Helm-Basista, Georg ter Voert, Hermann Dirscherl, Hans Rohleder, Heinz Heidkötter, Pascal Janssen u.a. baute das Korps ein modernes Repertoire auf, aus dem es in Coesfeld einiges bot. Die Dirigenten aus der Gründungszeit kamen noch sämtlichst zum Festakt, unter ihnen schwärmte vor allem noch Bernhard Viegener von der Arbeit mit den Jugendlichen in den frühen Jahren. Und von den Musikerinnen und Musikern auf der Bühne waren immerhin noch vier aus der Gründungszeit dabei, künftig allerdings nur drei, denn eine zweifache Mutter setzt nach 25 Jahren neue Prioritäten.

Mit dem Marsch „Gibraltar“ von Richard Waterer eröffnete das Korps das Konzert. Die Bearbeitung für Spielleute stammt von Axel von Cieminski, einem Mitglied des Korps – nicht der einzige im Ensemble, der selbst zur Feder greift, um interessantes Repertoire der Besetzung des Korps anzupassen. Zu denen, die ein neues Repertoire für die Spielleute schufen, zählt vor allem Georg ter Voert, von dem die Musikerinnen und Musiker dann die siebensätzige Suite „Das alte Zollhaus“ spielten. Sie wirft ein neues, programmmusikverhaftetes Licht auf die Spielleutemusik, das Korps hob das Werk vor zwei Jahren in Bamberg aus der Taufe.

Das Blasorchester Everswinkel sucht den Bezug zu seinem Publikum gerne über Filmmusik. Von Hans Zimmer spielte es eine Suite von Stücken aus dem „König der Löwen“ und von Alan Silvestri eine Suite aus „Forrest Gump“. Die sechzig Musiker können eine enorme instrumentale Farbenpracht produzieren. Eindrucksvoll brachten sie die Stimmungen der Filme zur Geltung, vor allem die von Silvestri in einem Arrangement von Calvin Custer. Es stellt die Wucht des Blasorchesters in einen Kontrast zu einem dramaturgischen Rahmen, den die synkopische Titelmelodie als Klaviersolo bildet und den Fabian Hestermann zur Geltung brachte.

Das Orchester wurde vor nunmehr 35 Jahren in privater Trägerschaft gegründet, sein Dirigent ist Thomas Beumers. Dass es wie das Korps auch die Tradition pflegt, zeigte es u.a. mit dem Steigermarsch von Otto Wagner über das alte Lied „Glück auf, der Steiger kommt.“ Als die beiden Klangkörper zusammen den Marsch von Hans Orterer „Schön ist die Jugend“ und den „Westfalengruß“ von Wolfgang Helm-Basista spielten, füllten die Schallwellen das Concert Haus bis in den letzten Winkel. Die Kantorei Anna-Katharina Coesfeld unter Leitung von Ralf Blasi krönte sodann den „Hohen Tag“ von Deisenroth.

Kaum ein Werk ist geeigneter, ein Jubiläumskonzert von Spielleuten abzuschließen, denn es baut auf dem musikalischen Brauchtum früher Jahrhunderte auf. Die sechssätzige Suite für großes Blasorchester, Spielmannszug und Chor beschreibt einen "Pfeifertag" im Westfalen des 17. Jahrhunderts: Trompeter, Pauker, "Thürmer und Stadtpfeifer" und "Pfeiferbanden" treffen sich an diesem Tag, um Konflikte zu regeln und Verstöße gegen die Regeln der Zunft zu ahnden. Spielleute waren damals noch Fahrende, die sich in Bruderschaften und Zünfte organisierten. Diejenigen, die es nicht taten, galten als Schwarzarbeiter und konnten bei einem Auftritt ihr Instrument durch Konfiskation verlieren. Für das Rechtswesen sorgte der Pfeiferkönig, der in Deisenbergs Komposition eine wichtige dramaturgische Rolle spielt. Und am musikalisch nachgezeichneten Pfeifertag kulminiert diese Spielleutekultur.

Dass sich das Landesspielleute-Korps dieser Tradition bewusst ist und dass es ihm gleichzeitig gelingt, mit seiner Musik auch die junge Generation von heute anzusprechen, das bewies es in Coesfeld eindrucksvoll. Jahr für Jahr unterstützt die Landesregierung über den Landesmusikrat NRW diese Arbeit finanziell – hier konnte man erleben, dass sich diese Investition in musikalischer Qualität auszahlt.

rvz

Foto: Landesspielleute-Korps NRW, Foto: VMB-NRW.de