Mit jeder Bewegung seines Balgs atmet es Musik. Mal entfaltet es die Klangfülle eines ganzen Orchesters, mal berührt es mit der feinen Melodie eines alten Chansons. Diese beeindruckende Bandbreite und Wandlungsfähigkeit machen das Akkordeon zu einem ausdrucksstarken Instrument, das ebenso auf großen Bühnen zuhause ist, wie in intimen kammermusikalischen Momenten.
Erleben konnte dies ein großes niederrheinisches Publikum am 23. November in St. Martini Wesel. Denn dort wurde im Rahmen eines Konzerts der Staffelstab des Instruments des Jahres von der Stimme an das Akkordeon übergeben. Was das musikalisch bedeutet, zeigten der Niederrheinische Kammerchor unter Leitung von Peter Winking und das Akkordeon Orchester 1980 Dinslaken/Oberhausen unter Leitung von Johannes Burgard. Mit Werken wie dem „Agnus Dei“ von Karl Jenkins und dem „Abendlied“ von Josef Rheinberger lotete der Kammerchor alle Nuancen der menschlichen Stimme aus.
Regina van Dinther, Präsidentin des Chorverbands NRW, zeigte sich tief bewegt und schilderte in einer kleinen Ansprache, welche Leistungen Chöre und Ensembles als Gemeinschaften für unsere Gesellschaft erbringen. Sie übergab die symbolische Skulptur des Instruments des Jahres an Matthias Hennecke, den Vorsitzenden des Deutschen Harmonikaverbandes NRW, sowie an Tatjana Pereswetow und Ralf Kaupenjohann vom Verband der Akkordeonlehrer NRW. Als musikalische Entsprechung der Übergabe interpretierten das Akkordeon Orchester 1980 Dinslaken/Oberhausen mit Peter Winking als Tenor-Solisten das „Ave Maria“ von Astor Piazzolla. Es war eine brillante und bewegende Zusammenführung von Stimme und Akkordeon. Und damit ist der Staffelstab des „Instrument des Jahres“ nun beim Akkordeon.
Das Akkordeon ist ein musikalischer Weltenbummler: Ob in der der französischen Musette, in osteuropäischen Volksweisen oder der deutschen Volksmusik – es prägt den Klang ganzer Kulturen. Seit seiner Erfindung Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa begeistert das Akkordeon als ein tragbares Orchester – stilsicher in allen musikalischen Genres. Als Vorläufer gelten Instrumente wie die chinesische Mundorgel Sheng, die das Prinzip der durchschlagenden Zunge ins Abendland brachten. 1829 ließ sich der Wiener Instrumentenbauer Cyrill Demian ein erstes "Handharmonika"-ähnliches Instrument patentieren – klein, tragbar und mit dem charakteristischen Balg ausgestattet. Von dort aus trat das Akkordeon seine Reise durch die Welt an und wurde in unterschiedlichsten Musiktraditionen fest verankert.
Im kommenden Jahr werden die beiden nordrhein-westfälischen Verbände für Akkordeon das Instrument in Schulprojekten quer durch NRW vermitteln. Ausstellungen in Krefeld und in Bochum werden die vielen Varianten des Akkordeonbaus zeigen. Besondere Konzerte werden den Klangfarbenreichtum zelebrieren und ein Pixi-Buch wird den Jüngsten das Instrument nahebringen. Der Landesmusikrat NRW koordiniert die Aktivitäten und hält Sie auf lmr-nrw.de auf dem Laufenden. Denn das „Instrument des Jahres“ ist eine alljährliche Aktion der 16 Landesmusikräte in Deutschland.
Fotos: Die Skulptur “Instrument des Jahres” und Musikerinnen des Akkordeon Orchesters 1980 Dinslaken/Oberhausen am 23. November 2025 in St. Martini Wesel; Martina Schubert und Matthias Hennecke vom Deutschen Harmonikaverband NRW, Ralf Kaupenjohann und Tatjana Pereswetow vom Akkordeonlehrerverband NRW erhalten die Skulptur “Instrument des Jahres” von Regina van Dinther, Präsidentin des Chorverbands NRW und Vizepräsidentin des Landesmusikrats NRW; Niederrheinischer Kammerchor und Akkordeon Orchester 1980 Dinslaken/Oberhausen interpretieren das Requiem von Maurice Duruflé am 23. November 2025 in St. Martini Wesel; Johannes Burgard und Peter Winking mit Astor Piazzollas “Ave Maria”; Fotos: LMR NRW