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SPLASH und das Jugendzupforchester in Kabakovs Palast der Projekte

Kabakovs „Palast der Projekte“ besteht aus einem Komplex aus Räumen, die Kabakovs realisierte und nichtrealisierte Kulturprojektideen vorzeigen oder modellhaft entwerfen. In einer schneckenförmigen Architektur reiht sich Raum an Raum und Inszenierung an Inszenierung. Der Besucher schreitet durch ein Gedicht aus Holz, Pappe und Papier und am vergangenen Sonntag schritt er zudem durch die Klänge von Mandolinen und Gitarren, von Kontrabässen und Perkussion.

Fünfzig Musiker der Ensembles SPLASH und Jugendzupforchester NRW hatten sich das Werk angeeignet und beseelten es mit einer offenen Komposition von Stephan Froleyks und Silvia Ocougne. Verteilt auf die Räume summierten sich aufeinander abgestimmte Kammermusiken zu einer großbesetzten Klangfläche. Wer nicht in den Palast trat, sondern davor im Salzlager der Zeche Zollverein einen Stuhl einnahm, hörte Kabakovs Palast summen und resonieren. Viele empfanden die Aufführung als eine Verlebendigung des Kunstwerks.

Christian de Witt, Stephan Froleyks und Ralf Holtschneider leiteten die Ensembles, die anschließend auf einer Bühne des Salzlagers vor dem Palast ein Konzertprogramm spielten, das in das Festival „NOW! America“ der Philharmonie Essen und des Netzwerks Neue Musik „Entdeckungen“ einführte. Steve Reichs „Six Marimbas“ und sein „Electric Counterpoint“ in einer Fassung de Witts für Zupforchester ergossen sich als fluktuierende Minimalismen in das Halbdunkel des Salzlagers. Als deutsche Erstaufführung bot das Zupforchester ein farbiges „Nocturne für Zupforchester“ des Amerikaners Frank Wallace. SPLASH und ein Solist aus seinen Reihen, der 14-jährige Richard Münchhoff, setzten eine furiose Interpretation von Christopher Rouse’s „Bonham für Perkussions-Ensemble“ dagegen.

Jeweils zwischen den Stücken schob das Zupforchester Interludien von Stephan Froleyks: Sein Zyklus „X gezupfte Unisoni“ spielt in mehreren Varationen mit demselben Material und den Unisono-Effekten, die vierzig Zupfer auf Mandolinen und Gitarren hervorbringen können. Höhepunkt des Konzertprogramms war eine Uraufführung von Silvia Ocougne: Beide Ensembles rasten durch ihr „rompe mato“, einem Fluss von gegeneinander gesetzten rhythmischen Blöcken, der sich zuweilen kaskadenhaft verdichtete.

Jolanta Nölle, Geschäftsführerin der Stiftung Zollverein, und Fabian Lasarzik, Kurator der Stiftung, konnten ein begeistertes Publikum begrüßen, das an diesem Schönwetter-Sonntag in Scharen in die Zeche Zollverein geströmt war. Die Veranstaltung des Landesmusikrats NRW in Kooperation mit dem Bund deutscher Zupfmusiker NRW wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert und war Teil des Festivals „NOW! America“ sowie der Plattform „Entdeckungen“ im Netzwerk Neue Musik.

rvz                                                                              .

Fotos: 1.: Julia Degenhardt von SPLASH vor Kabakovs Palast der Projekte. 2.: Musiker des Jugendzupforchesters NRW am 20. November 2011 im Palast der Projekte. Fotos: Studio157.de, Thomas Ahrendt.